Die Gewalt in der Kasai-Region im Kongo hat laut den Vereinten Nationen entsetzliche Ausmaße angenommen. Angriffe auf Dörfer, Plünderungen, Verstümmelungen und Massaker an Zivilisten erschütterten das Gebiet im Süden der Demokratischen Republik Kongo, warnte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Seid Ra'ad al-Hussein, am Freitag in Genf.
Allein im Zeitraum vom 12. März bis zum 19. Juni seien 251 Menschen gezielt getötet worden. Eine Ermittlergruppe der UN gehe von mindestens 80 Massengräbern in dem Gebiet aus, in dem sich Milizen und die Armee schwere Kämpfe liefern. Die Gewalt sei zunehmend ethnisch motiviert. Seid warf der Regierung vor, in die Verbrechen verwickelt zu sein. Die Täter müssten zur Rechenschaft gezogen werden.
Dramatische UN-Berichte
Die UN-Kommission, die vom 13. bis 23. Juni vom benachbarten Angola aus ermittelte, berichtete von abgetrennten Gliedmaßen und der Verbrennung von Menschen bei lebendigem Leib. So seien in dem Dorf Cinq 90 Menschen in einer Krankenstation verbrannt, die absichtlich angezündet worden sei.
Zudem würden Mädchen und Jungen als Soldaten rekrutiert. Der Hochkommissar für Menschenrechte verlangte von Kongos Regierung einen sicheren und ungehinderten Zugang für eine weitere UN-Ermittlergruppe zu den Tatorten in der Kasai-Region. Der UN-Menschenrechtsrat hatte im Juni die weitere Ermittlungskommission eingesetzt.
Der Konflikt im Kongo
Die Gewalt in der Kasai-Region nahm im August 2016 ihren Anfang, als die Miliz Kamuina Nsapu und die Armee aufeinanderstießen. Im Zeitraum März und April 2017 formte sich die Miliz Bana Mura, die laut den UN teilweise von Armee-Einheiten geführt wird.