Dies sei eine "verfrühte, unangemessene und frustrierende Entscheidung", sagte Pater Albert Rozario dem asiatischen Pressedienst Ucanews. Rozario ist Pfarrer im Industriegebiet Savar und Mitglied der Kommission für Gerechtigkeit und Frieden der Erzdiözese Dhaka.
Muslime wütend über Schließung von Moscheen
Er wies auch auf die religiöse Sprengkraft der Wiedereröffnung im islamischen Fastmonat Ramadan hin. In den Sozialen Medien ließen Muslime ihrer Wut über die Entscheidung der Regierung freien Lauf, die Fabriken zu öffnen, während die Moscheen geschlossen bleiben.
Gewerkschaftspräsident Babul Akhter warf den Fabrikbesitzern unterdessen Profitgier auf Kosten der Arbeiter vor. Es sei unmöglich, in den Fabriken Schutzmaßnahmen gegen Covid-19 einzuhalten, sagte er zu Ucanews.
Gewalt und Anklagen gegen Journalisten
Zugleich wurde am Dienstag in Bangladesch laut Medien der höchste Anstieg an Infektionen an einem einzigen Tag registriert. Binnen 24 Stunden habe man 549 Menschen positiv getestet. Damit steige die Gesamtzahl der Infektionen in Bangladesch auf 6.462. Allerdings sei die Zahl der virusbedingten Todesfälle gesunken.
Die internationale Journalistenvereinigung Reporter ohne Grenzen (RSF) beklagte unterdessen eine Zunahme von Gewalt und Anklagen gegen Journalisten in Bangladesch, die über die Auswirkungen der Pandemie sowie über Korruption bei den staatlichen Corona-Hilfen berichten. Gerade jetzt sei unabhängige Berichterstattung unverzichtbar.
Textilbranche - 80 Prozent des jährlichen Exports
Nach China ist Bangladesch zweitgrößter Textilproduzent der Welt. Die EU ist der größte Handelspartner. Die wegen der schlechten Arbeits- und Produktionsbedingungen in der internationalen Kritik stehende Branche beschäftigt rund vier Millionen meist weibliche Arbeitnehmer in landesweit rund 5.000 Fabriken; sie erwirtschaftet rund 80 Prozent des jährlichen Exporteinkommens Bangladeschs.