Journalist Prömpers blickt auf das Osterfest in Österreich

Ungewohntes Osterfest

Wie lange werden wir noch so eingeschränkt leben müssen? In Österreich probt Kanzler Kurz gerade "die Auferstehung des Landes nach Ostern" – so formuliert das der Journalist Klaus Prömpers. Wie sieht es dort mit Ostern selbst aus?

Leere Kirchenbänke / © Maleo (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Ab Osterdienstag sollen in Österreich schrittweise kleine Geschäfte wieder öffnen – das sind ja sehr gute Nachrichten. Die wecken aber tatsächlich gerade auch Begehrlichkeiten. Traditionalisten zum Beispiel sagen: Dann müssen ja jetzt auch schnell die Gottesdienste wieder erlaubt werden.

Klaus Prömpers (Journalist): Die wollen das am liebsten natürlich zu Ostern selber. Sie haben da Vorbilder, auch in der gesamten Kirche. Wenn sie beispielsweise nach Amerika gucken, wo es eine Gruppe gibt, die im Internet dazu aufgerufen hat, auch an Ostern selber wieder Gottesdienste zuzulassen, mit Gläubigen. Mittlerweile 25.000 Menschen haben das unterschrieben.

Hier in Österreich gibt es Gruppen in einer Plattform, Christdemokraten, die das fordern. Aber der Wiener Kardinal und Vorsitzende der Bischofskonferenz, Schönborn, hat gesagt: Nein, an Ostern werden wir uns daran halten, dass wir uns nicht in Gruppen größer als fünf treffen, also wird es Gottesdienste, livegestreamt oder im öffentlich-rechtlichen Fernsehen oder im Radio geben. Aber nicht für die Gläubigen in der Kirche, denn die sind in vielen Fällen die besondere Risikogruppe. Viele sind über 60 oder sogar über 70, und die Ansteckungsgefahr wäre groß. Dazu wolle man nicht helfen, dass die Krankenzahlen wieder hochgehen.

DOMRADIO.DE: Mit Sicherheit vernünftig, diese Entscheidung. Aber das wichtigste Fest im Kirchenjahr ohne feierliche Osternacht? Ich meine, das ist natürlich tatsächlich schwer für ganz viele Menschen. Wie reagieren Sie denn als Katholik auf diese Einschränkung? Verfolgen Sie Gottesdienste im Fernsehen? Ich glaube, aus dem Stephansdom wird auch Liturgie ausgestrahlt.

Prömpers: Permanent ab heute. Erstmalig wird auch, das muss man im Blick auch auf die protestantischen Mitbrüder mal sagen, am Karfreitag vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen auch ein evangelischer Gottesdienst übertragen. Heute wird um 18:15 Uhr ein Gottesdienst übertragen. Ich bin noch nicht ganz schlüssig, ob ich mir ansehen und ob ich daran sozusagen teilnehmen werde. Zumal natürlich im häuslichen Umfeld das auch etwas kompliziert ist, weil das häusliche Umfeld – das ist Alltag.

Das ist nicht das, was man, wenn man in die Kirche geht, erlebt, wo man doch einen Schritt über die Schwelle macht. Selbst wenn es im Moment dort kein Weihwasser gibt, hat man aber dann doch das Gefühl, man geht in eine etwas andere Situation. Die zu Hause herzustellen, daran muss man sich erst noch angewöhnen.

Hinzu kommt, dass am Karfreitag ein Gottesdienst dann stattfindet am Abend um 19:15 Uhr im Fernsehen. Eine etwas komische Zeit, wenn man daran denkt, dass man von Hause aus in Deutschland 15 Uhr als Gottesdienstzeit gewöhnt ist. Ich will es versuchen, aber ob da dieselbe Sammlung und Konzentration aufkommt, wie sie in der Kirche aufkäme – da muss ich mich selber noch testen.

DOMRADIO.DE: Das müssen wir wahrscheinlich alle in diesem besonderen Jahr ein bisschen rausfinden. Man merkt aber ja auch: Die Menschen suchen wirklich Anlaufstellen. Sie möchten ihren Glauben zeigen und irgendwie zusammenstehen. Ich weiß, Sie waren in Wien unterwegs, sind durch die Stadt gelaufen und haben so eine Anlaufstelle gefunden, oder?

Prömpers: Es gibt eine prominente Pestsäule. Die letzte Pestepidemie in Wien grassierte 1679. Damals hat der damalige Kaiser Leopold I. geschworen, er macht ein Erinnerungs-Mahnmal dafür. Das wurde 1693 auf dem Graben unweit des Stephansdoms vollendet.

Vor dieser Pest Säule finden sich jetzt sehr viele ewige Lichter am Abend. Sehr viele offensichtlich von Kindern geschriebene Fürbitten, dass doch der liebe Gott sie und ihre Familie von dem Coronavirus verschonen möge und Ähnliches. Das ist sehr anrührend, wenn man das sieht – und auch wenn Kinder dorthin gehen und da was hineinstellen oder etwas an der Säule befestigen.

Man sieht hier und auch an anderen Stellen, dass die Menschen eine Ausdrucksform suchen, die über das Private hinausgeht und über das Telefonieren oder das Internet und das Skypen hinausgeht, wo man sich auch sozusagen öffentlich mitteilen kann in der Schwierigkeit, in der man steckt.

Der Kardinal greift das letzten Endes auch auf dadurch, dass er auch sagt nach einem Telefonat mit dem Bundeskanzler gestern: Die Bischofskonferenz arbeitet daran, zu Gottesdiensten in Stufen zurückzukehren. Man wird nach Ostern einen Vorschlag erarbeiten und dann den Abstimmen mit der Bundesregierung – je nach Verlauf der Erkrankten zahlen.

Ich persönlich denke, vor Anfang Mai wird es nicht zur wirklichen Wiederaufnahme von Gottesdiensten kommen können, denn bisher ist die Lage noch viel zu volatil.

Das Interview führte Verena Tröster.

Klaus Prömpers

Klaus Prömpers wuchs in seiner Geburtsstadt Düsseldorf auf und machte dort sein Abitur. Nach seinem Wehrdienst studierte er Volkswirtschaft und Betriebswirtschaft an der Universität Köln.

Schon während seines Studiums arbeitete er für verschiedene Zeitungen und den Westdeutschen Rundfunk (WDR). Nach seinem Universitätsabschluss war er weiter als selbstständiger Journalist tätig, für den Deutschlandfunk, die Deutsche Welle (Fernsehen und Hörfunk), den Südwestfunk und andere ARD-Anstalten. 

Klaus Prömpers (privat)
Klaus Prömpers / ( privat )
Quelle:
DR
Mehr zum Thema