DOMRADIO.DE: Hinter Klostermauern kann man einkehren, um eine Auszeit zu nehmen und Exerzitien zu verbringen. Das Kloster Eberbach bietet aber noch etwas ganz anderes an: sogenannte "Erlebnisübernachtungen". Wo schläft man denn da in Ihrem Kloster?
Martin Blach (Vorsitzender des Vorstandes der Stiftung Kloster Eberbach): Unter freiem Himmel schläft man in einer kleinen Schlafbox, die oben ein transparentes Dach hat, so dass man einen klaren Sternenhimmel sehen kann. Bei uns, wo Licht-Umweltverschmutzungen noch nicht so vorherrschen, geht das noch. Man schläft also draußen, bekommt aber zwei warme Decken und kann gemütlich kuscheln.
DOMRADIO.DE: Wann kann man bei Ihnen im Kloster Eberbach übernachten und wie melde ich mich dafür an?
Blach: Das kann man täglich. Bis etwa Anfang November, wenn es zu kalt wird. Aber momentan haben wir ja noch sommerliche Temperaturen. Anmelden kann man sich über die Homepage des Klosters. Dort sind wir mit denjenigen verlinkt, die das organisieren.
DOMRADIO.DE: Und für wen bieten Sie die Übernachtungen denn an?
Blach: Eigentlich für jeden, der mal so eine Erfahrung machen will. Das ist ja wie "Camping Deluxe" unter freiem Himmel. Das Angebot richtet sich an eine Klientel, die nicht so häufig im Kloster ist und an alle, die ein bisschen Ursprünglichkeit erleben wollen. Man muss nur damit leben, dass eine Glocke schlägt und dass es vielleicht auch ein bisschen unheimlich ist, wenn man so ganz alleine auf dem Gelände ist. Aber natürlich ist das auch ein mythischer Ort und wer zu viel Respekt vor dem Zelten hat, kann bei uns auch einen schönen Wein trinken.
DOMRADIO.DE: Sie sprechen von einem mythischen Ort. Das allein ist ja vielleicht schon ein Erlebnis. Machen Sie es noch erlebnisreicher, tragen Sie dazu bei, dass es vielleicht ein bisschen gruselig wird?
Blach: Nein, Grusel ist natürlich nicht unser Anspruch. Unser Anspruch ist, dass die Gäste irgendwann mal erleben, dass diese Mauern wirklich auch Geschichten erzählen können. Das Kloster ist 800 Jahre alt: Hier haben Generationen von Menschen geglaubt, gelebt, gedacht, und wenn wir diese Inspiration ein Stück weit an die Gäste weitergeben können, dann ist uns schon viel gelungen. Es ist quasi eine Annäherung an das Erbe der Zisterzienser, die dort über viele, viele Jahrhunderte gelebt haben.
DOMRADIO.DE: Das Kloster wurde im 12. Jahrhundert gegründet. Der Orden der Zisterzienser hat darin gelebt, wurde 1803 aber aufgelöst und das Kloster säkularisiert. Es war zwischenzeitlich eine Heilanstalt, ein Gefängnis, es hat sogar der Landwirtschaft und dem Militär gedient. Was kann man heute auf dem Gelände des Klosters besichtigen, wenn man zu Besuch kommt?
Blach: Es gibt einen bunten Strauß an Möglichkeiten. Wir haben ein kleines Hotel, eine hervorragende Gastronomie und ganz viele Weinproben. Es gibt einen tollen Klosterladen, viele Tagungsmöglichkeiten für Seminare und repräsentative Räumlichkeiten – auch für Familienfeiern. Wir sind eine gemeinnützige Stiftung. All das, was auf dem Gelände des Kloster Eberbachs passiert, ist für einen guten Zweck: nämlich dafür, diese Mauern zu erhalten.
Das Gespräch führte Katharina Geiger.