"Wenn wir, liebe Schwestern und Brüder, aus der kirchlichen Krise herauskommen wollen, müssen wir mit unserer persönlichen Bekehrung zu Christus anfangen", predigte der Erzbischof am Pfingstsonntag im Kölner Dom. "Wir werden Kirche nur durch unsere persönliche Liebe zum Herrn. Nur in ihm finden wir auch zueinander."
Risse und Uneinigkeit in der Kirche
In der Kirche gebe es - wie in der gesamten Gesellschaft - Risse und Uneinigkeit. Woelki nannte in diesem Zusammenhang die Missbrauchsaufarbeitung, kleiner werdende Gemeinden, die schrumpfende Zahl an Seelsorgemitarbeitenden sowie die Fragen nach Macht und der Rolle von Frauen.
Die Kirche sei kein geistloser Apparat, sondern eine vom Heiligen Geist belebte Gemeinschaft. "Es scheint ein klares Gesetz zu sein: Wo das innere Geheimnis Jesu verblasst, wird die Kirche geistlos", mahnte Woelki. "Wo die Freude an Christus abnimmt, nimmt der Streit über seine Sache zu."
Unterstellungen und Behauptungen einander vergeben
Nur wenn sich die Menschen vom Glauben packen ließen, "können wir die Unterstellungen und Behauptungen, die Lieb- und Respektlosigkeiten der vergangenen Wochen und Monate einander vergeben", so der Erzbischof weiter. Wenn Jesus wieder eine zentrale Rolle einnehme, würden sich viele Auseinandersetzungen als unwichtig herausstellen.
"Dann ist es nämlich gleich, wie groß oder wie klein zukünftig eine Pfarrei sein wird."
Seit Monaten steht der Kölner Kardinal wegen der Missbrauchsaufarbeitung in seinem Erzbistum in der Kritik. Auch eine geplante Pfarreien-Reform hat zu Unmut geführt. Nach ersten Plänen des Generalvikariats sollten die 180 Seelsorgebereiche mit ihren rund 500 Pfarreien bis 2030 zu 50 bis 60 Großpfarreien zusammengefügt werden. Derzeit wird über Alternativen beraten.
Für eine neue Sprache im Miteinander
Auf DOMRADIO.DE sprach sich Woelki zuvor gegen Hassrede und für Dialog in der Gesellschaft aus. "Ich hab den Eindruck, unsere ganze Gesellschaft driftet immer mehr auseinander." Mit jeder Hasstirade würden die Gräben vertieft. So entstünden "fast schon eigene Kulturen, die sich in ihrer Bubble abschotten und unter dem Radar der gesellschaftlichen Gemeinschaft fliegen".
Mit Blick auf das Pfingstfest plädierte der Kardinal für eine neue Sprache im Miteinander, "durch die wir einander wirklich hören und verstehen". Gegenseitige Verachtung müsse überwunden werden. "Das ist nur möglich, wenn wir uns durch den Heiligen Geist, den Geist der Liebe und Versöhnung erneuern lassen."