US-Katholik DeSantis will gegen Biden antreten

Duell der Katholiken?

Über ein Jahr vor der US-Präsidentschaftswahl wirft nach Donald Trump auch Floridas Gouverneur Ron DeSantis seinen Hut für die Republikaner in den Ring. Genau wie Joe Biden ist er katholisch, was lange für Kandidaten undenkbar war.

Autor/in:
Renardo Schlegelmilch
Ron DeSantis / © Joseph Cress (dpa)
Ron DeSantis / © Joseph Cress ( dpa )

Das Verhältnis der USA zur katholischen Kirche und dem Vatikan ist kompliziert. Als John F. Kennedy 1961 als erster Katholik nach knapp 200 Jahren Präsident wurde, musste er noch hoch und heilig versichern, dass er sich in seinen politischen Entscheidungen nur den Wählern und der Verfassung verpflichtet fühlt, nicht etwa dem Papst in Rom.

Joe Biden / © Doug Mills (dpa)
Joe Biden / © Doug Mills ( dpa )

Mit Joe Biden sitzt seit 2021 nun erst der zweite Katholik im Oval Office. Auch wenn sein Glaube nicht mehr ganz so große Kontroversen auslöst wie in den 1960ern, ist das Thema nicht konfliktfrei und führt unter anderem immer wieder zu Spannungen mit Amerikas katholischer Bischofskonferenz.

Dass die Amerikaner sich mit der katholischen Kirche schwer tun, hat einen historischen Hintergrund. In der Gründungszeit der Vereinigten Staaten waren es vor allem die christlichen Pilger aus England, die schon vor ihrer Auswanderung im Konflikt mit dem Papst und dem Vatikan standen. Ein wirkliches Vertrauensverhältnis zur katholischen Weltkirche gab es auch in den kommenden Jahrhunderten eigentlich nie. Einen katholischen Präsidenten zu wählen, war lange unvorstellbar.

Eine andere Art Katholik

Am Mittwoch hat nun ein Katholik seinen Hut in der Ring geworfen. Der republikanische Gouverneur des Bundestaates Florida, Ron DeSantis, will Präsident werden. Auch wenn er wie Biden katholisch ist, steht er für ein komplett anderes Bild der katholischen Kirche als sein möglicher Kontrahent von den Demokraten.

DeSantis zählt zu den Zöglingen Donald Trumps. Nur durch dessen Fürsprache und ein aktives Werben um konservative Wählerkreise hat er 2018 die Wahl zum Gouverneur Floridas gewinnen können. Florida zählt seit Jahrzehnten zu den "Swing-States", wird also mal von den progressiven Demokraten und mal von den konservativen Republikanern regiert.

Eine Abtreibungsbefürworterin konfrontiert einen Abtreibungsgegner / © Alexandra Wimley (dpa)
Eine Abtreibungsbefürworterin konfrontiert einen Abtreibungsgegner / © Alexandra Wimley ( dpa )

DeSantis schlägt mit seiner Politik die extrem konservative Richtung ein. Er hat unter anderem veranlasst, dass im Schulunterricht der niederen Klassen Homosexualität und geschlechtliche Vielfalt nicht mehr erwähnt werden dürfen. Auch beim Thema Abreibungsverbot hat Florida restriktive Regelungen erlassen, die andere Bundesstaaten weit übertreffen. Bei vielen Christen, auch katholischen, kommt diese Linie gut an.

Werben um religiöse Wähler

Ähnlich sieht es beim Thema Religion aus. Obwohl sich DeSantis im Bezug auf seinen eigenen Glauben meist bedeckt hält, wie das America Magazine recherchierte, wirbt er – wie sein Vorbild und innerparteilicher Kontrahent Trump – um die wichtigen Wählerstimmen der konservativen Christen. So hat DeSantis zum Beispiel ein Gesetz erlassen, das Privatschulen größere Freiheiten gewährt, was zum großen Teil auch christlichen Bildungseinrichtungen zu Gute kommt.

Donald Trump / © Gerald Herbert/AP (dpa)
Donald Trump / © Gerald Herbert/AP ( dpa )

DeSantis selbst ist katholisch. Sowohl ein Onkel als auch eine Tante sind Mitglieder katholischer Ordensgemeinschaften. Er ist auf eine katholische Schule gegangen und hat auch seine Frau kirchlich geheiratet. Wird er in Interviews zu seinem Glauben befragt, sagt er allerdings wenig Konkretes. Der Glaube an Gott stelle den Grundsatz seines Handelns dar, er sei fest im Glauben verwurzelt. Aussagen zur Konfession sind allerdings schwer aus ihm herauszubekommen.

Mit seiner sowohl politisch- wie auch religiös-konservativen Haltung steht DeSantis allerdings bei vielen Katholiken hoch im Kurs, die in den USA mehrheitlich konservativ geprägt sind. So liegt DeSantis zum Beispiel voll auf Linie der katholischen Bischöfe in Amerika. Die Bischofskonferenz ist zum großen Teil konservativ, viele Bischöfe wurden von Johannes Paul II. und Benedikt XVI. ernannt.

Bidens Konflikt mit den Bischöfen

Joe Biden vertritt hingegen eine ganz andere Idee von katholischer Kirche und lag deshalb auch bereits mehrfach im Konflikt mit der Bischofskonferenz. So gratulierten zu seiner Ernennung am 20. Januar 2021 zuerst Papst und Vatikan und hinterher erst die US-Bischöfe.

Joe Biden und Ron DeSantis / © Evan Vucci (dpa)
Joe Biden und Ron DeSantis / © Evan Vucci ( dpa )

Während Franziskus Bidens Engagement für Menschen am Rande der Gesellschaft betonte, redete die Bischofskonferenz dem neuen Präsidenten ins Gewissen, er möge doch in seiner Amtsführung die katholische Lehre - vor allem beim Thema Lebensschutz - nicht vergessen. In der Debatte um Abtreibungen, wo Biden als Demokrat eine liberale Linie vertritt, stand sogar in der Diskussion, dem Katholiken offiziell den Empfang der Kommunion zu untersagen.

Sollte es tatsächlich dazu kommen, dass im kommenden Jahr Joe Biden gegen Ron DeSantis antreten wird, hätten die Amerikaner einen völlig neuen Konflikt an der Wahlurne. Nicht für oder gegen den Katholiken, sondern auch eine Entscheidung über die Art des Katholiken, der sie regieren soll.

Wer ist Ron DeSantis?

Erzkonservativer Macher, unnahbarer Mensch

Er ist kein Mann des Volkes, aber punktet bei vielen Konservativen mit knallharter rechter Politik. Das Mantra von Ron DeSantis ist, niemals nachzugeben. Nun stellt er sich jemandem, der das genauso wenig mag: Donald Trump.

Ron DeSantis / © John Raoux (dpa)
Ron DeSantis / © John Raoux ( dpa )
Quelle:
DR