US-Komponist verehrt deutschen Märtyrer Metzger

"Ein großartiger Mann"

Am Mittwoch jährt sich die Hinrichtung des Priesters und Pazifisten Max Josef Metzger zum 80. Mal. Der US-amerikanische Komponist Cormac O'Duffy hat Metzgers Gedichte vertont und will ihm zu Ehren alle Glocken läuten lassen.

Max Josef Metzger (Bistum Augsburg)

Am 17. April 2024 jährt sich zum 80. Mal der Todestag des katholischen Priesters Dr. Max Josef Metzger. Er wurde wegen "Hochverrats" im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichtet. Im Mittelpunkt des Gedenkens steht eine Feierstunde des ÖRBB und der Pfarrei Heilige Dreifaltigkeit in Brandenburg/Havel zu Metzgers Todesstunde am Ort seiner Hinrichtung, dem damaligen Zuchthaus Brandenburg-Görden, heute JVA Brandenburg. (Live ab 15.15 Uhr) Komponist Cormac O'Duffy hat für die Gedenkfeier eine Hymne komponiert.

DOMRADIO.DE: Sie sind US-Amerikaner. Wie haben Sie zum deutschen Priester Max Josef Metzger gefunden? 

Dr. Cormac O'Duffy / © Fiona O'Duffy (privat)
Dr. Cormac O'Duffy / © Fiona O'Duffy ( privat )

Dr. Cormac O'Duffy (Komponist und Kirchenmusikdirektor der Diözese Charleston): Ich habe ein großes Interesse an der Geschichte unserer Kirche, insbesondere der katholischen Kirche und der Ökumene. So habe ich versucht zu lernen, woher die ökumenischen Bewegungen kommen. Seit der Reformation gehen wir zwar verschiedene Wege, aber seit dem letzten Jahrhundert kommen wir wieder ein bisschen mehr zusammen. Die Geschichte dieser Zeit interessiert mich.

So habe ich in Büchern auch über Max Josef Metzger gelesen. Er war kein großer Theologe, aber er war ein Aktivist. Er hat genauso gesehen, dass wir sind nicht so weit weg von den anderen sind. Wir haben dieselbe Taufe. Warum sind wir in als Kirche entzweit? Wir müssen eins sein. Er hat viele evangelische Geistliche eingeladen, nach Meitingen zu kommen und zusammen mit katholischen Priestern zu reden. Das war der Anfang der Una-Sancta-Bewegung. Es war keine katholische oder lutherische Bewegung, es war eine Bruderschaft mit alle Christen, die für Jesus Christus arbeitet.

Als er nach Berlin kam, bekam er viele Schwierigkeiten mit den Nationalsozialisten und mit der Gestapo, aber er geht mit seiner Botschaft von der Einheit der Kirche in alle Dorfkirchen und in alle Kathedralen in Deutschland. Das Regime hat ihn ins Gefängnis gebracht, weil es nur seinen Weg und nicht den von Max Josef Metzger akzeptierte.

Nach dem Krieg wurde Metzgers Una-Sancta-Bewegung größer und wurde durch viele bekannte katholische Priester und Pastöre der evangelischen Kirche vertreten. So gab es in Paderborn einen Zweig mit Erzbischof Jaeger an der Spitze. Dann kam das Zweite Vatikanische Konzil und vertrat eine neue Sichtweise zwischen der katholischen Kirche und den Kirchen der Reformation. 

Cormac O'Duffy

"Alles, was er damals schon gedacht hatte, wurde schließlich im Konzil formuliert."

Das war schon der Wunsch Max Josef Metzgers in der Kriegszeit. Alles, was er damals schon gedacht hatte, wurde schließlich im Konzil formuliert. Man kann das gut am Konflikt zwischen Irland und Nordirland sehen, was passiert, wenn Konfessionen gespalten sind. Diesen Wunsch nach Einheit und Versöhnung, den hatte Metzger schon damals vor über 80 Jahren vertreten. 

Eine Frau mit Kinderwagen geht an einem Gedenkstein für Max Josef Metzger vorbei, am 5. Juli 2018 vor der Kirche Sankt Joseph in Berlin. / © Markus Nowak (KNA)
Eine Frau mit Kinderwagen geht an einem Gedenkstein für Max Josef Metzger vorbei, am 5. Juli 2018 vor der Kirche Sankt Joseph in Berlin. / © Markus Nowak ( KNA )

DOMRADIO.DE: Sie haben Max Joseph Metzger zum 80. Todestag eine Hymne komponiert, ein Musikstück, das auf seine Texte zurückgreift. Was genau ist das für eine Komposition?

O'Duffy: Als ich mich mit Max Josef Metzger beschäftigte, habe ich gelesen, dass er das Christkönigs-Institut in Meitingen gegründet hatte. So habe ich das Institut angeschrieben und auch telefoniert. Die kürzlich verstorbene Schwester Gertraud hat mir dann in einem Brief einige Worte und Gedichte von Max Josef Metzger zugeschickt.

Als ich die Texte las, kam mir der Gedanke, dazu vielleicht etwas Musik zu machen. Später ist daraus dann ein Lieder-Zyklus geworden. Zur 100-Jahr-Feier des Christkönig-Instituts habe ich noch einmal dort angerufen und nachgefragt, ob es vielleicht von Interesse wäre, diesen Liederzyklus zum 100-jährigen Bestehen des Instituts aufzuführen. So kam es dann zur Aufführung mit Chorälen aus der evangelischen und aus der katholischen Tradition in der Kirche St. Wolfgang in Meitingen. Es war ein großes Fest und wir haben ein Video davon gemacht.

Cormac O'Duffy

"Er war ein sehr glücklicher Mensch mit viel Liebe und voll Leben."

Später hatte ich die Idee, noch mehr Musik über Texte von Max Josef Metzger zu schreiben, zum Beispiel aus seiner Gefängniszeit, aber auch aus der Zeit, in der er in der Gemeinschaft lebte. Er war ein sehr glücklicher Mensch mit viel Liebe und voll Leben. Er mochte die Natur. So ist im Laufe der Zeit ein großes Stück entstanden, das Metzger-Oratorium.

DOMRADIO.DE: Und daraus gibt es auch etwas am Ende des Gottesdienstes am 17. April zu hören. Sie haben außerdem noch einen Aufruf gestartet, nämlich dass am Ende dieses Gottesdienstes in ganz Deutschland die Glocken läuten. Glauben Sie, dass sich viele Kirchen diesem Aufruf anschließen werden? 

O'Duffy: Ich glaube nicht, dass die Leute wirklich verstehen, was für ein großartigen Mann Max Josef Metzger war. Er ist nach seinem Tod auf vielerlei Weise vergessen worden; vielleicht auch, weil der Ort, wo er starb, dann später zu Ostdeutschland gehörte, wo die Erinnerung an ihn nicht so stark war.

Aber in Deutschland – und ich liebe Ihr Land – kann man so dankbar sein für die guten Beziehungen zwischen den Kirchen, die dort existieren. Das ist so viel besser als das, was ich vom Dreißigjährigen Krieg gelesen habe, wo sich Katholiken und Protestanten gegenseitig getötet haben. Metzger prägte mit seiner Arbeit die christliche Demokratiebewegung nach 1945.

Eines der interessantesten Dinge, die ich im Laufe meiner Beschäftigung mit Max Josef Metzger entdeckt habe und von der mir Schwester Gertraud erzählte, ist ein Treffen am zweiten Jahrestag seiner Hinrichtung im Jahr 1946. Da trafen sich in St. Joseph in Berlin-Wedding, wo Metzger gelebt hatte, Christen beider Konfessionen. Ebenso geschah dies im Kino Mercedes Palast.

Gedenktafel für Max Josef Metzger an der Fassade der Kirche Sankt Joseph in Berlin am 5. Juli 2018. / © Markus Nowak (KNA)
Gedenktafel für Max Josef Metzger an der Fassade der Kirche Sankt Joseph in Berlin am 5. Juli 2018. / © Markus Nowak ( KNA )

Eingeladen hatten die CDU und der lutherische Pastor Walter Dreß von der Humboldt-Universität und der St.-Annen-Kirche in Dahlem. Er war zuvor Mitglied in der Bekennenden Kirche gewesen. Dreß hielt vor den Versammelten eine Ansprache und teilte darin die Gedanken Max Josef Metzgers zum Miteinander der Kirchen mit.

Die Hoffnung dieser Zeit war, in Deutschland eine neue Bewegung zu schaffen, die eine christliche Grundlage hat. Wir wissen, dass es in der Folgezeit mit Adenauer und Heuss einen neuen Anfang für Deutschland gab. Aber die Inspiration dafür, die entstand schon vor dem Krieg in der Una-Sancta-Bewegung. Doch vor dem Krieg gab es keine gesamtchristliche Partei, es gab nur eine katholische Partei, das Zentrum. Die CDU war nicht Metzgers Idee. Doch wollte er die Kirchen zusammenbringen. Und daraus wurde schließlich für Deutschland ein neuer christlicher Beginn.

Cormac O'Duffy

"Deshalb muss Deutschland Max Josef Metzger so dankbar sein und alle seine Glocken läuten."

Deshalb muss Deutschland Max Josef Metzger so dankbar sein und alle seine Glocken läuten: Danke, Herrn, dass wir ein besseres Land haben! Danke, Herr, dass wir diese furchtbare Zeit überlebt haben und wieder stolz auf unser Land sein und es lieben können! Liebt Euren Fußball oder alles, was deutsch ist. Liebt Euer Land, wie es auch so viele andere lieben, und entdeckt es neu mit der Hilfe des Glaubens. Glaube ist so wichtig. Und es war der Glaube Metzgers und die Inspiration von Adenauer. Und auf diesen Neubeginn kann man stolz sein.

DOMRADIO.DE: Aus dem Vatikan kommt er jetzt jüngst die Nachricht, dass der Weg zur Seligsprechung von Max Joseph Metzger frei ist. Ist das ein gutes Zeichen?

O'Duffy: Ich hoffe, jetzt werden mehr Leute von seiner Geschichte, seiner Hoffnung und von seinem wunderbaren Leben erfahren. Sein Leben war so kurz, aber was er der Kirche in Deutschland gegeben hat, war groß. Auch in Meitingen war Max Josef Metzger, wo sein Grab ist, nicht so bekannt, bis zu der Zeit, als wir die Vertonung seines Gefängnis-Gedichts aufgeführt haben. Ich kann nur hoffen, dass jetzt mehr Leute von seinem Leben lernen.

Das Interview führte Jan Hendrik Stens.

Max Josef Metzger

Der Vatikan hat die Hinrichtung des katholischen Priesters und Friedensaktivisten Max Josef Metzger (1887-1944) als Märtyrertod anerkannt.

Der Priester Max Josef Metzger. (Aufnahmedatum und Aufnahmeort unbekannt) (KNA)
Der Priester Max Josef Metzger. (Aufnahmedatum und Aufnahmeort unbekannt) / ( KNA )
Quelle:
DR