Vatikan-Außenminister fordert militärische Hilfe für Ukraine

Selbstverteidigung an vorderster Stelle

Aus Sicht des vatikanischen Außenbeauftragten Erzbischof Paul Gallagher steht für die Ukraine weiterhin Selbstverteidigung an vorderster Stelle. "Die Ukraine muss sich verteidigen, und dazu braucht sie Hilfe, auch militärische Hilfe".

Kurienerzbischof Paul Richard Gallagher / © Cristian Gennari (KNA)
Kurienerzbischof Paul Richard Gallagher / © Cristian Gennari ( KNA )

Dabei habe der Vatikan immer darauf bestanden, dass es eine gewisse Verhältnismäßigkeit geben müsse, sagte er dem Portal Vatikan News. "Ein neues Wettrüsten in Europa, in der Welt, ist nicht angebracht", mahnte der der 68-Jährige zum Abschluss seiner Ukraine-Reise. Frieden oder gar Versöhnung lägen aber leider noch in weiter Ferne.

Vatikan will Verhandlungen unterstützen

Letztlich könnten nur Verhandlungen der Konfliktparteien zu einem Kriegsende führen. "Sie haben bereits einen Versuch unternommen - und das verdient Anerkennung. Aber diese Bemühungen müssen erneuert werden, um den Konflikt durch diplomatischen und politischen Dialog zu lösen", sagte Gallagher. Auf seiner Reise hatte der Diplomat auch das Vatikanangebot wiederholt, einen "wahren Verhandlungsprozess" zwischen Russland und der Ukraine zu unterstützen.

"Dies ist wirklich ein verwundetes Volk, ein Volk, das gleichzeitig sehr mutig und sehr entschlossen ist: Wir können das große Leid dieses großen ukrainischen Volkes in dieser Zeit nicht übersehen", berichtete Gallagher von seiner Reise. Wichtig sei für ihn, dass das Volk vereint bleibe im Angesicht des Krieges. Es sei unerlässlich, dass alle fest entschlossen blieben, für die Einheit des Landes, der politischen Gremien, für die Einheit der Christen, der katholischen Kirche und für die Einheit mit den anderen Religionen zu arbeiten.

Gebet in Butscha

Gallagher war am Mittwoch in die Ukraine gereist. Er traf zahlreiche Politiker und Kirchenvertreter. Auch reiste er nach Butscha. Er betete dort am Ort eines ehemaligen Massengrabs und besuchte eine orthodoxe Kirche. Offizieller Anlass seiner Reise war der 30. Jahrestag der diplomatischen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Ukraine. Gallagher hatte den Besuch bereits früher geplant, musste ihn aber wegen einer Corona-Infektion verschieben.

Vatikandiplomatie

Der Heilige Stuhl unterhält derzeit diplomatische Beziehungen zu 183 Staaten weltweit. Hinzu kommen die EU und der Souveräne Malteserorden. 88 Staaten sowie die EU und der Malteserorden lassen ihre Botschafter beim Heiligen Stuhl in Rom residieren. Ferner sind die Arabische Liga, die Internationale Organisation für Migration und das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge UNHCR mit eigenen Gesandten beim Vatikan vertreten.

Vatikanflagge zwischen USA-Flaggen / © Michael Reynolds (dpa)
Vatikanflagge zwischen USA-Flaggen / © Michael Reynolds ( dpa )
Quelle:
KNA