Vatikan kritisiert neues Ökumene-Dokument

"Studiert und kritisch bewertet"

Katholische und evangelisch-lutherische Kirche haben ein gemeinsames Dokument zu "Taufe und Wachstum in der Gemeinschaft" veröffentlicht. Die katholische Seite hat aber "ernsthafte Bedenken" und sieht den Text als "Studiendokument".

Ein Holzkreuz mit Weintrauben / © Freedom Studio (shutterstock)
Ein Holzkreuz mit Weintrauben / © Freedom Studio ( shutterstock )

Der Text sollte die beiden Konfessionen in ihrem jeweiligen Kirchen-Verständnis näherbringen. Weil aber die Römische Glaubenskongregation Bedenken hatte, wurde der Text von der katholischen Kirche nicht zur offiziellen Rezeption freigegeben.

Der Päpstliche Ökumenerat und der Lutherische Weltbund (LWB) veröffentlichten den Text daher nur als "Studiendokument".

"Studiert und kritisch bewertet"

Der 80-seitige, bisher nur auf Englisch verfügbare Text fasst die Ergebnisse der fünften Phase der lutherisch/römisch-katholischen Kommission für die Einheit (2008-2019) zusammen. Der Rat des LWB hatte das Dokument im Juni 2019 "studiert und angenommen".

Kardinal Kurt Koch / © Harald Oppitz (KNA)
Kardinal Kurt Koch / © Harald Oppitz ( KNA )

Päpstlicher Einheitsrat und Glaubenskongregation hatten den Text jedoch nur "studiert und kritisch bewertet", heißt es im Vorwort. Unterzeichnet ist dies von Kurienkardinal Kurt Koch und dem früheren LWB-Generalsekretär Martin Junge.

"Ernsthafte Bedenken"

Die katholische Seite hat demnach "ernsthafte Bedenken" wegen Voraussetzungen und Konsequenzen beim Kirchenverständnis sowie missverständlicher Begriffe. Insbesondere wird die Verwendung des Begriffs "Leib Christi" anstatt "Kirche" kritisiert.

Symbolbild: Taufe / © Wirestock Creators (shutterstock)
Symbolbild: Taufe / © Wirestock Creators ( shutterstock )

Mit dieser Umschreibung würden real bestehende Unterschiede kaschiert und die Kirche auf eine Art übernatürliche Konstruktion reduziert. Aus der wechselseitigen Anerkennung der Taufe zwischen Lutheranern und Katholiken würden zudem vorschnelle Schlussfolgerungen weiterer Anerkennungen gezogen.

Wie die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) aus Vatikankreisen erfuhr, machte sich die Glaubenskongregation einen kritischen Kommentar des deutschen Theologen Wolfgang Klausnitzer zu eigen.

Dessen Text ist ebenfalls auf der Website des Päpstlichen Einheitsrats dokumentiert. Gleichwohl wolle man nach einer Bewertung der Lage und Klärung offener Fragen den ökumenischen Dialog fortsetzen, schreiben Junge und Koch im Vorwort.

Ökumene

Der Begriff "Ökumene" stammt aus dem Griechischen und heißt wörtlich übersetzt "die ganze bewohnte Erde". Gemeint sind die Bemühungen um die Einheit aller getrennten Christen. Die Ökumenische Bewegung ging zunächst von evangelischer Seite aus; als Beginn gilt die Weltmissionskonferenz von Edinburgh im Jahr 1910. Sie führte 1948 zur Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen (Weltkirchenrat, ÖRK) mit Sitz in Genf. Ihm gehören heute 349 reformatorische, anglikanische und orthodoxe Kirchen mit 560 Millionen Christen in 110 Ländern an.

Bewegung in der Ökumene / © Paul Sklorz (KNA)
Bewegung in der Ökumene / © Paul Sklorz ( KNA )
Quelle:
KNA