Der Text sollte die beiden Konfessionen in ihrem jeweiligen Kirchen-Verständnis näherbringen. Weil aber die Römische Glaubenskongregation Bedenken hatte, wurde der Text von der katholischen Kirche nicht zur offiziellen Rezeption freigegeben.
Der Päpstliche Ökumenerat und der Lutherische Weltbund (LWB) veröffentlichten den Text daher nur als "Studiendokument".
"Studiert und kritisch bewertet"
Der 80-seitige, bisher nur auf Englisch verfügbare Text fasst die Ergebnisse der fünften Phase der lutherisch/römisch-katholischen Kommission für die Einheit (2008-2019) zusammen. Der Rat des LWB hatte das Dokument im Juni 2019 "studiert und angenommen".
Päpstlicher Einheitsrat und Glaubenskongregation hatten den Text jedoch nur "studiert und kritisch bewertet", heißt es im Vorwort. Unterzeichnet ist dies von Kurienkardinal Kurt Koch und dem früheren LWB-Generalsekretär Martin Junge.
"Ernsthafte Bedenken"
Die katholische Seite hat demnach "ernsthafte Bedenken" wegen Voraussetzungen und Konsequenzen beim Kirchenverständnis sowie missverständlicher Begriffe. Insbesondere wird die Verwendung des Begriffs "Leib Christi" anstatt "Kirche" kritisiert.
Mit dieser Umschreibung würden real bestehende Unterschiede kaschiert und die Kirche auf eine Art übernatürliche Konstruktion reduziert. Aus der wechselseitigen Anerkennung der Taufe zwischen Lutheranern und Katholiken würden zudem vorschnelle Schlussfolgerungen weiterer Anerkennungen gezogen.
Wie die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) aus Vatikankreisen erfuhr, machte sich die Glaubenskongregation einen kritischen Kommentar des deutschen Theologen Wolfgang Klausnitzer zu eigen.
Dessen Text ist ebenfalls auf der Website des Päpstlichen Einheitsrats dokumentiert. Gleichwohl wolle man nach einer Bewertung der Lage und Klärung offener Fragen den ökumenischen Dialog fortsetzen, schreiben Junge und Koch im Vorwort.