Vatikanexperte klärt Ursprünge der vatikanischen Post

"Die Post könnte von den Aposteln stammen"

Die neue Postfiliale auf dem Petersplatz sorgt für Aufsehen. Dabei hat die vatikanische Post eine lange Geschichte. Bereits im ersten Jahrtausend gab es apostolische Boten, die teils Heikles überbrachten. Ein Blick auf die Ursprünge.

Autor/in:
Carsten Döpp
Symbolbild Briefkasten im Vatikan / © imorarash (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Bevor wir in die Geschichte einsteigen, was sagen Sie zu dem neuen Postpavillon auf dem Petersplatz?

Vatikanexperte und Buchautor Ulrich Nersinger. (EWTN)

Ulrich Nersinger (Vatikanexperte und Buchautor): Mir gefällt die neue Poststation auf dem Petersplatz. Wer die alte kannte und ab und zu schon mal dort war, kann sich erinnern, dass man besonders im Sommer so manche Schweißperle dort lassen musste. Das ist jetzt viel angenehmer. Ich finde den Pavillon auch architektonisch ansprechend. Nur ist es die Frage, ob das auf dem Petersplatz passt. Andererseits, wo soll die Filiale sonst hin?

DOMRADIO.DE: Der Pavillon sieht schon ein bisschen aus wie ein UFO.

Nersinger: Ich finde ihn trotzdem nicht schlecht. Mich spricht die Architektur an.

Ulrich Nersinger

"Dem muss man nicht zustimmen, aber ich finde, dass das eine interessante Überlegung ist."

DOMRADIO.DE: Von den Aposteln zur Post. So lautet unser Thema. Von den Botschaftern der Worte Jesu bis hin zur Post des Vatikans war es ein langer Weg. Wann gab es denn eine Post im Vatikan?

Nersinger: In der Form in der wir heute von Post sprechen, kam es erst gegen Ende des ersten Jahrtausends. Da müssen wir uns fragen, woher der Begriff "Post" eigentlich kommt. In der geläufigsten Erklärung kommt "Post" vom lateinischen Wort "posita". Damit sind die festgelegten Standorte gemeint, an denen früher Pferde und Boten gewechselt wurden. Eine weitere Erklärung kommt von einem Rechtsgelehrten aus dem 16. Jahrhundert, von Jacques de Cujas. Der stellte die These auf, dass die Post ihren Ursprung in den "epistolae apostolicae", den apostolischen Briefen habe, den Briefen der Apostel. Dem muss man nicht zustimmen, aber ich finde, dass das eine interessante Überlegung ist, da die Apostel ihren Gemeinden Botschaften, also "Post", gesendet haben.

DOMRADIO.DE: Man weiß heute, dass die Überbringer von Botschaften mitunter sehr gefährlich gelebt haben. Wie war das bei den vatikanischen Postboten?

Nersinger: Wie schon gesagt, ab dem Ende des ersten Jahrtausends haben wir das Amt des "cursor apostolicus", des Apostolischen Boten, also eines frühen Postboten. Das war mitunter ein ziemlich gefährlicher Job, denn der hatte unter Umständen auch die Aufgabe, sehr heikle Dokumente zu überbringen, beispielsweise Exkommunikationsdekrete. Dafür musste er eine Bescheinigung einfordern, dass die Leute das Dekret erhalten haben. Wir wissen aus den Archiven der Kirche von Zwischenfällen und Übergriffen auf diese Apostolischen Boten. Im Grunde existierte diese Einrichtung noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts. 

Ulrich Nersinger

"Seit dem 16. Jahrhundert bezeichnet man ihn als General Postmeister."

DOMRADIO.DE: Wie war die Post damals organisiert?

Nersinger: Es gab einen Adeligen aus der römischen Fürstenfamilie Massimo. Der hatte den sehr wohlklingenden erblichen Titel "Praefectus cursus publici". Seit dem 16. Jahrhundert bezeichnet man ihn als Generalpostmeister. Dem unterstanden zunächst die Apostolischen Boten. Unter ihm entstand auch das erste reguläre Postamt im Kirchenstaat, beim Palazzo Massimo, dem Wohnort dieses hohen päpstlichen Würdenträgers.

DOMRADIO.DE: Was meinen Sie genau mit "regulärem Postamt"?

Nersinger: In der Zeit von Papst Pius IX, der von 1846 bis 1878 regierte, gab es die ersten vatikanischen Briefmarken, den ersten regulären Briefverkehr und die ersten Postämter. 

DOMRADIO.DE: Gibt es noch die ein oder andere Anekdote rund um die vatikanische Post?

Nersinger: Eine Anekdote betrifft Eilboten, päpstliche Dragoner, die besonders wichtige Post überbrachten. Im Apostolischen Palast, im Damasus-Hof des Palastes, gab es zwei Haken, die bis in unsere Zeit hinein immer wieder zur Diskussion standen. Man hat sich stets gefragt, was diese Haken da sollen und irgendjemand kam immer auf die Idee, sie zu entfernen. Aber Gott sei Dank ist es  gelungen, das zu verhindern, weil es die beiden Haken waren, an denen die Pferde der päpstlichen Eilboten angeleint wurden.

Das Interview führte Carsten Döpp.

Gebäude der neuen Niederlassung von "poste italiane" auf dem Petersplatz im Vatikan / © Niklas Hesselmann (KNA)
Gebäude der neuen Niederlassung von "poste italiane" auf dem Petersplatz im Vatikan / © Niklas Hesselmann ( (Link ist extern)KNA )
Quelle:
DR

Die domradio- und Medienstiftung

Unterstützen Sie lebendigen katholischen Journalismus!

Mit Ihrer Spende können wir christlichen Werten eine Stimme geben, damit sie auch in einer säkulareren Gesellschaft gehört werden können. Neben journalistischen Projekten fördern wir Gottesdienstübertragungen und bauen über unsere Kanäle eine christliche Community auf. Unterstützen Sie DOMRADIO.DE und helfen Sie uns, hochwertigen und lebendigen katholischen Journalismus für alle zugänglich zu machen!

Hier geht es zur Stiftung!