DOMRADIO.DE: Stellen Sie uns diese vier Kinder bitte genauer vor.
Ulrich Nersinger (Vatikanexperte und Buchautor): Da sind einmal die Zwillinge Pia und Simone, wobei Simone ein Junge ist. Es sind die Kinder des Kommandanten der päpstlichen Gendarmerie. Pia ist ein sehr aufgewecktes Mädchen. Eine sehr aufgeschlossene und wissbegierige Person, die viel weiß und gerne mal in die Fußstapfen ihres Vaters treten würde, als Generalinspektorin der Gendarmerie. Simone ist ein kleiner Wirbelwind, der viel Bewegung in die Beziehung der Gruppe bringt.
Dann kommen noch die beiden Kinder aus der Schweiz hinzu, die durch ihre Mentalität geprägt sind, aber sehr sympathisch erscheinen. Die vier Kinder sollen sich kennenlernen, aber das geht nicht so einfach, weil es sehr verschiedene Charaktere sind. Es ist aber interessant zu beobachten, wie sie dann doch zueinander finden.
DOMRADIO.DE: Die Kinder lernen nicht nur sich selber, sondern auch den Vatikan besser kennen. Sie machen einen Rundgang, erkunden Grotten, das Grab des Petrus und dann finden sie auch eine geheime Botschaft. Was ist denn da los?
Nersinger: Die Eltern haben nicht nur beschlossen, dass sich Kinder besser kennenlernen sollen, sondern auch, dass sie den Vatikan kennenlernen sollen. Da werden sie durch den Vatikan geführt, erleben Orte, die man zwar kennt, aber nicht so genau weiß, was eigentlich dahinter steckt: die Grotten von Sankt Peter, die Chiffren-Abteilung im Staatssekretariat, in der die Botschaften des Papstes entschlüsselt werden, wenn man eine Korrespondenz mit Diplomaten hat.
Bei dieser Tour durch den Vatikan erleben sie komische Sachen. Sie merken, dass sie beobachtet werden. Ihnen werden Botschaften zugespielt, die sie aber gar nicht entziffern können und die Geheimnisse in sich tragen. Dadurch entwickelt sich eine Geschichte, die mit einer Reihe von Abenteuern verbunden ist.
Eines der Schweizer Kinder, Vincent, kommt mit einem Motorradfahrer, der den Vatikan durchquert, in Konflikt und wird attackiert. Pia entdeckt in den Museen einen Fälscher, der vorgeblich vatikanische Münzen vertreiben will. Sie beschließen, einen Geheimbund, die "Vatican-Kids" zu bilden. Die Vatican-Kids widmen sich der Auflösung all dieser seltsamen Geschichten.
DOMRADIO.DE: Es gibt wirklich Kinder im Vatikan. Dürfen die da überall herumlaufen?
Nersinger: Es war meine Intention, genau das aufzuzeigen. Ich wollte zeigen, dass der Vatikan nicht nur ein Ort ist, an dem Prälaten, Kardinäle, Ordensschwestern und der ein oder andere Erwachsene leben, sondern dass der Vatikan auch ein Ort ist, an dem es Kinder gibt. Die Offiziere der Gendarmerie und der Schweizergarde sind zum Teil natürlich verheiratet und haben Kinder, die mit ihnen im Vatikan leben.
Es gibt Angestellte in den Museen oder in der Verwaltung des Vatikans und auch die haben Kinder. Die können sich natürlich frei im Vatikan bewegen und auf die verschiedenen Würdenträger treffen. Beim Erkunden des Ortes können sie dann natürlich auch zu Orten kommen, die Erwachsenen gar nicht so bekannt sind.
DOMRADIO.DE: In Ihrem Buch begegnen die Kinder auch dem Papst. Ist es denn realistisch, dass Kinder zufällig auf Papst Franziskus treffen?
Nersinger: Es ist heute natürlich schwieriger; wegen der Sicherheitsbestimmungen. Aber es ist eigentlich immer so gewesen, das weiß ich aus Berichten und Erzählungen von Vatikanmitarbeitern, dass immer wieder Kinder auf den Heiligen Vater getroffen sind und kurz mit ihm reden konnten. Das war bis vor kurzem eigentlich immer möglich. Das ist heute, durch die ganzen Sicherheitsbestimmungen, etwas schwieriger geworden, aber prinzipiell noch möglich.
DOMRADIO.DE: Warum haben Sie denn eigentlich für dieses Buch das Genre Detektivroman gewählt?
Nersinger: Ich denke, dass Kinder solche Geschichten mögen. Viele von ihnen lieben Enid Blytons "Fünf Freunde", wir kennen "Die drei Fragezeichen", im Fernsehen gibt es Detektivserien für Kinder, wie "Die Pfefferkörner". Das ist ein Gendre, an dem Kinder sehr interessiert sind. Warum sollte man nicht auch mal solche Abenteuer- und Detektivgeschichten im Vatikan spielen lassen? Aber natürlich soll auch der Humor in dem Buch nicht zu kurz kommen.
Das Interview führte Tim Helssen.
"Die Vatican-Kids - Vier Spürnasen im Einsatz" ist beim Kehl-Verlag erschienen. Es kostet 12,90 Euro.