Papst Franziskus wurde schon eine "Enzyklika auf zwei Beinen genannt". Er versteht es meisterhaft, Botschaften in Zeichenhandlungen zu vermitteln. Das begann vor acht Jahren mit seiner ersten Reise außerhalb des Vatikan, die ihn auf die Flüchtlingsinsel Lampedusa führte. Dort lenkte er die Aufmerksamkeit auf das Schicksal der Flüchtlinge, die zu tausenden im Mittelmeer ertrunken waren. Von den europäischen Regierungen forderte er eine Änderung der Flüchtlingspolitik.
Ähnlich starke Signale gingen der jüngsten Papst-Reise in den Irak aus. Hier setzte er - beschwerlich auf zwei Beinen gehend - die zentralen Inhalte seiner Enzyklika "Fratelli tutti" über die Geschwisterlichkeit und die soziale Freundschaft um: in der Begegnung mit den Opfern von Krieg und Gewalt, im Dialog mit den Vertretern anderer Religionen, in Gesprächen mit führenden Politikern. Damit zeigte er, dass Schritte auf dem Weg der Vergebung und der Versöhnung möglich sind. Eine deutsche Tageszeitung, die sich sonst in beißender Kritik an Papst Franziskus übt, bewertete seine Irak-Reise als "eine historische Großtat".
Religionsfreiheit ist Grundrecht
In seiner Ansprache bei der interreligiösen Begegnung in der Ebene von Ur setzte er sich in Erinnerung an den gemeinsamen Stammvater Abraham besonders für das Grundrecht der Religionsfreiheit ein: "Und wir beten dafür, dass die Gewissensfreiheit und die Religionsfreiheit überall respektiert und anerkannt werden: Dies sind Grundrechte, denn sie machen den Menschen frei, den Himmel zu betrachten, für den er geschaffen wurde."
Zugegebenermaßen tat sich die katholische Kirche lange Zeit schwer damit, die Menschenrechte anzuerkennen. Erst Papst Johannes XXIII. würdigte 1963 die Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen als einen großen Fortschritt. Seither drängen alle Päpste immer wieder auf die Einhaltung der Menschenrechte, die nicht nur die politischen Freiheitsrechte, sondern auch soziale, wirtschaftliche und kulturelle Rechte umfassen.
Zum 70. Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte unterstrich Papst Franziskus 2018 die bedeutende Beziehung zwischen der Botschaft des Evangeliums und der Anerkennung der Menschenrechte. Der gemeinsame Bezugspunkt ist dabei die Würde des Menschen, die in gläubiger Sicht in der Gottebenbildlichkeit des Menschen begründet ist.
Der Fall des indischen Jesuiten Samy
Ein aktuelles Beispiel von Verfolgung um der Menschenrechte willen ist der Fall des indischen Jesuiten Stan Swamy. Pater Swamy setzt sich seit Jahrzehnten für die Rechte der indischen Ureinwohner, der indigenen Adivasi im Bundesstaat Jharkhand ein. Am 8. Oktober wurde der 83 Jahre alte Priester von der indischen Bundespolizei ohne Haftbefehl festgenommen. Die Behörden werfen ihm vor, "aufrührerische Reden" gehalten zu haben, die zu gewaltsamen Protesten geführt hätten. Bisher hatten alle Versuche und internationalen Appelle für seine Freilassung, die jüngst auch von drei indischen Kardinälen bei einem Gespräch mit Premierminister Narendra Modi vorgetragen wurden, keine Wirkung.
Trotz des Alters und der schweren Form von Parkinson, an der er leidet, sitzt Swamy zusammen mit weiteren 15 anderen Aktivisten und NGO-Mitgliedern immer noch in Haft. Inzwischen konnte von Spezialisten aus den USA nachgewiesen werden, dass deren Computer mit einem Hackerprogramm manipuliert wurden.
Pater Swamy weist alle Vorwürfe von sich und ließ aus der Haft eine Botschaft ausrichten: Er hoffe, dass "der menschliche Verstand siegen" werde. "Wenn nicht, müssen und können wir bereit sein, die Konsequenzen zu tragen", sagte er und dankte allen, die sich mit ihm solidarisch zeigen.