"Wenn es so weiterginge wie bisher, wäre es eine vertane Chance. Es ist meine größte Sorge, dass sich ein Jahr nach Corona nichts verändert hat", betonte der Erzbischof des Erzbistums Berlin am Mittwochabend.
So sei es eine "große Herausforderung", dass wegen der pandemiebedingten Verbote oder Beschränkungen kirchlicher Veranstaltungen viele Formen der Erfahrung von Gemeinschaft abgebrochen seien und wieder belebt werden müssten, erklärte Koch.
In der Corona-Krise müsse die Kirche offen sein für Bedürfnisse nach rituellen Handlungen auch von Menschen, die nur unverbindliche Kontakte mit der Kirche wollten. So würden in manchen Gotteshäusern derzeit viel mehr Kerzen angezündet als früher. Deshalb habe er die Seelsorger des Erzbistums Berlin gebeten, die Kirchbauten auch in Zeiten eines Lockdowns offenzuhalten.
Möglichst vieles absichern
In der Gesellschaft insgesamt verursache die Pandemie eine "Vertrauenskrise in die Verstehbarkeit des Lebens", wenn sich Menschen dem Virus "hilflos ausgeliefert" fühlten, so der Erzbischof. Ein Beleg dafür seien die Hamsterkäufe, "um in einer Zeit der Unsicherheit möglichst vieles abzusichern".
Diakonie-Präsident Ulrich Lilie bezeichnete es als eine Aufgabe der Kirche, "Wissen aus dem Glauben zur Verfügung zu stellen, dass es zum Menschensein gehört, verletzlich zu sein". Damit stelle sie eine gesellschaftliche "Idee der Selbstbestimmung und der Autonomie" in Frage, wie dies auch in anderen Bereichen der Kultur erfolge.
Bleibende Relevanz des Kulturbereichs
Der Chefdramaturg des Deutschen Theaters Berlin, Claus Caesar, räumte ein, die renommierte Spielstätte sei durch die coronabedingten Auflagen ebenfalls "kalt erwischt" worden. Das Publikumsinteresse an Open-Air-Veranstaltungen des Deutschen Theaters belege jedoch die bleibende Relevanz des Kulturbereichs. So seien die Aufführungen einer Inszenierung des Stücks "Die Pest" von Albert Camus immer ausverkauft gewesen.
Die per Livestream übertragene Podiumsdiskussion hatte das Thema "Vom Umgang mit Wissen, Unsicherheit und Demut in der Corona-Krise".