Neben Schiiten, die eine religiöse Minderheit in Afghanistan bilden, wurden auch ehemalige Regierungsangehörige, auf deren Land die Taliban nun ihre eigenen Kämpfer ansiedeln, vertrieben, teilte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch am Freitag (Ortszeit) in New York mit.
Anfang Oktober sollen Hunderte schiitische Familien in den Provinzen Helmand und Balkh vertrieben worden sein. Bereits im September wurden ähnlich Vorfälle aus den Provinzen Daikundi, Uruzgan und Kandahar gemeldet.
Mehr als 665.000 Afghanen heimatlos
"Diese Vertreibungen unter Gewaltandrohung und ohne rechtliche Grundlage sind ein ernster Missbrauch, der einer kollektiven Bestrafung gleichkommt", erklärte die Asien-Leiterin der Organisation, Patricia Gossman. Es sei besonders grausam, die Familien während der Erntezeit kurz vor Einbruch des Winters aus ihren Häusern und Höfen zu vertreiben, kritisierte Gossman. Mehr als 665.000 Afghanen seien in diesem Jahr bereits heimatlos geworden. Insgesamt gebe es nun knapp vier Millionen Binnenflüchtlinge in Afghanistan.