Mit einem Gottesdienst hat am Samstag in Dortmund die Wahlsynode der Evangelischen Kirche von Westfalen begonnen. Die Kirche zu leiten, heiße "zuallererst und vor allem anderen dies: sich selbst zu freuen an Gottes Liebe, Gnade und Frieden", sagte der Theologische Vizepräsident Ulf Schlüter in seiner Predigt. Auf diese Gnade gelte es zu bauen "bei allem, was wankt und sich ändern wird".
Bei der Leitung der Kirche gehe es darum, "nüchtern und getrost den Wandel zu vermessen" und zu handeln, sagte Schlüter mit Blick auf die Wahl einer neuen Präses, die nach dem Gottesdienst auf der
Tagesordnung stand. Einzige Kandidatin für das theologische Leitungsamt ist die Hildesheimer Regionalbischöfin Adelheid Ruck-Schröder.
Kirche im "Rutschen und Wanken"
Schlüter verwies auf die aktuellen Herausforderungen für Kirche und Gesellschaft: "Was vormals fest und unverrückbar schien, erweist sich nun als instabil und volatil, gerät ins Rutschen und Wanken." Als Beispiele nannte der Theologe liberale Demokratien, Frieden in Europa, das Nordatlantische Bündnis sowie die Würde des Menschen als Fixpunkt.
Auch in der Kirche rutsche und wanke es, sagte Schlüter mit Bezug auf die am Donnerstag veröffentlichte Mitgliederstatistik der beiden großen Kirchen. Die Zahl der Mitglieder der westfälischen Kirche war demnach Ende des Jahres 2024 um drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen, ähnlich dem bundesweiten Trend.
In dem Gottesdienst wurden die beiden auf der Synode im November neu gewählten Mitglieder der Kirchenleitung, Uta Schütte-Haermeyer und Ralf-Henning Krause, in ihre Ämter eingeführt. Der Diplom-Kaufmann Krause ist seit Jahresbeginn neuer Oberkirchenrat und Finanzchef. Die Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes Dortmund und Lünen, Schütte-Haermeyer, ist neues ehrenamtliches Mitglied der
Kirchenleitung.
Als neues ehrenamtliches Mitglied der Kirchenleitung wurde zudem der 22-jährige Student Jan Tomischat aus Bochum eingeführt. Nach dem neuen Jugendbeteiligungserprobungsgesetz der westfälischen Kirche soll künftig jedem leitenden Kirchengremium ein junger Mensch unter 27 Jahren angehören.
Rücktritt von Kurschus
Das Präses-Amt ist seit dem Rücktritt von Annette Kurschus im November 2023 vakant. Kurschus war wegen mangelnder Transparenz im Zusammenhang mit einem mutmaßlichen Missbrauchsfall in ihrem Umfeld vor knapp anderthalb Jahren als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und als westfälische Präses zurückgetreten.
Die Evangelische Kirche von Westfalen ist mit rund 1,9 Millionen Mitgliedern die viertgrößte der 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland. Oberstes Beratungs- und Entscheidungsorgan ist die Landessynode, die auch den oder die Präses wählt.