DOMRADIO.DE: Wie lange gibt es die Tradition der Feierlichkeiten an Mariä Himmelfahrt bereits in Warendorf?
Peter Lenfers (Kreisdechant St. Laurentius in Warendorf): Da gilt es zu differenzieren. Die Marienverehrung gibt es hier nachweislich schon seit dem 13. Jahrhundert. Ursprünglich fand diese Verehrung in der Marienkirche statt, verlagerte sich aber zunehmend in die Laurentiuskirche.
Dies geschah insbesondere ab 1752, weil in dieser Zeit nachweislich verschiedene Heilungen vor dem Gnadenbild in Warendorf stattgefunden haben. Daraufhin setzten dann die Wallfahrtströme ein.
DOMRADIO.DE: Ein besonderes Highlight sind die Marienbögen von Warendorf. Was muss man sich darunter vorstellen?
Lenfers: Es waren ursprünglich Handwerksgesellen, die aus Wien zurückkamen und von daher die Tradition von Triumphbögen kannten, die zu Ehren der Kaiserin aufgebaut wurden. Und die hatten nun die Idee, diese Bögen in Warendorf aufzubauen, zu Ehren der Muttergottes.
So ist der Bauplan eines ersten Bogens hierher nach Warendorf geraten. In der folgenden Zeit haben sich dann verschiedene Nachbarschaften daran gemacht, ihrerseits Bögen zu konstruieren, die entlang des Prozessionsweges aufgestellt werden.
Im Laufe der Zeit sind dann insgesamt neun verschiedene Bögen entstanden, durch die auch heute noch die Prozession anlässlich des Festes Mariä Himmelfahrt durchführt.
Diese Bögen ruhen meistens auf vier Säulen und sind mit marianischen Motiven und Engeln und Sprüchen verziert. Am Vorabend der Prozession ist in Warendorf die ganze Stadt in ein mystisches Licht getaucht, weil die Straßenbeleuchtung ausgeschaltet wird.
Stattdessen werden die Marienbögen und alle Fassaden der Häuser nur mit roten Lampions, man nennt die Bungen, beleuchtet. Die Marienbögen werden teilweise sogar noch von Gaslämpchen beleuchtet. Vor dieser Kulisse ziehen die Menschen dann in Scharen durch die Stadt.
Nach dem Festgottesdienst abends in der Laurentiuskirche entsteht dann eine einzigartige Atmosphäre, begleitet von Musikkapellen und Liedern.
DOMRADIO.DE: Auch Gottesdienste sind natürlich Teil der Festlichkeiten. Haben Sie diesbezüglich Empfehlungen?
Lenfers: Zuerst einmal der sogenannte Bogengottesdienst am ersten Sonntag der Feierlichkeiten. Das ist eine Idee, die die Bogengemeinschaften vor gut 20 Jahren hatten. Alle zwei Jahre wird ein Gottesdienst unter einem Bogen Open Air gefeiert. Und der ist in diesem Jahr wieder an der Oststraße.
Wir sind inzwischen einmal rundherum gekommen, durch alle neun Bögen. Ansonsten gibt es natürlich noch einige besondere Gottesdienste im Laufe der Woche. Dazu gehören immer auch Gottesdienste mit Krankensalbung.
Vor allen Dingen an den Wochenenden nach dem 15. August dann die großen Gottesdienste in der Laurentiuskirche. Am zweiten Sonntag der Feierlichkeiten wird dann die große Stadt-Prozession durch alle neun Marienbögen führen.
DOMRADIO.DE: Für Pilger besonders interessant dürfte der Wallfahrtstag sein, der am Mittwoch (14.8.) stattfindet.
Lenfers: Ja, auf jeden Fall, aus vielfältigen Gründen. Es gibt immer die eine oder andere Gruppe, die nicht erst zum Gottesdienst kommt, sondern schon vorher in Warendorf Stadtbesichtigungen macht oder die gastronomischen Angebote wahrnimmt.
Aber auch an Gottesdiensten gibt es einiges: Um 14:30 Uhr etwa einen Wallfahrtsgottesdienst für Frauen, Gemeinschaften und Gemeinden aus dem Bistum, die dann auch namentlich begrüßt und erwähnt werden. Möglichst viele Gemeinschaften sollen so zum Gnadenbild in Warendorf finden.
Das Interview führte Oliver Kelch.