DOMRADIO.DE: Sie kennen das Bonifatiuswerk, das in den frühen Jahren noch Bonifatius-Verein hieß, von Kindesbeinen an. Was hatte dieses Hilfswerk für Katholiken in Norddeutschland damals für eine Bedeutung?
Heinrich Stenzaly (Pastor und Krankenhausseelsorger): Wir hatten immer wieder davon gehört, dass Priester aus unseren Gemeinden in die katholischen Gegenden gingen, um für die Diaspora-Gemeinden etwas einzuwerben. Die Situation in Norddeutschland und den Diaspora-Gebieten zeigt, dass die Kirche lebt. Das hat mich damals schon beeindruckt, wie die Priester zu den anderen Gemeinden in katholischen Gegenden hinausgingen, gerade weil ich in Hamburg, einer solchen Diaspora-Gegend, großgeworden bin.
DOMRADIO.DE: Als katholischer Geistlicher hatten sie danach immer wieder mit dem Bonifatiuswerk zu tun. Inwiefern?
Stenzaly: Zum einen dadurch, dass wir immer wieder darauf aufmerksam wurden, da dieses Werk für unsere Kirche in Norddeutschland und den Diaspora-Gebieten tätig war. Zum anderen haben wir selbst in unseren Gemeinden und ich später als Pfarrer in einer Pfarrgemeinde erlebt, wie das Bonifatiuswerk sehr viel für uns tat.
Beispielsweise durch Baumaßnahmen, bei denen uns geholfen wurde oder durch diese sehr bekannt gewordene Boni-Busse, die die Menschen von der Gemeinde zu den Kirchen bringt. Gerade für Kinder- und Jugendgruppen war es sehr wichtig, dass wir sie zusammenbringen.
DOMRADIO.DE: Sie sind schon lange Spender und haben sich dazu entschieden, ihren Nachlass an das Bonifatiuswerk zu geben. Warum?
Stenzaly: Ich bin von der Wichtigkeit dieser Aufgabe überzeugt. Gerade in einer Zeit, in der der Glaube immer mehr verdunstet, müssen wir uns als aktive, gläubige Christen mühen. Wir müssen alles tun, um diese frohe Botschaft weiter lebendig zu halten, gerade an den Orten, wo sie nicht mehr alltäglich verkündet werden kann.
DOMRADIO.DE: Sie überlassen alles, was ihnen gehört, dem Bonifatiuswerk und haben im Gegenzug die Gewissheit, dass sich die Menschen vom Bonifatiuswerk um alles kümmern werden. Was bedeutet das für Sie?
Stenzaly: Das bedeutet eine große Sicherheit, da ich keine unmittelbare, nähere Familie mehr habe. Meine beiden Brüder waren ebenfalls Priester, sodass wir in der direkten Familie keine Nachkommen haben, die für uns beziehungsweise für mich sorgen könnten. Von daher habe ich auch keine Verpflichtungen gegenüber Erben aus der eigenen Familie. Ich wollte es nicht dem Zufall überlassen, wem meine Dinge, die ich besitze, gehören und darum habe ich das so gemacht.
DOMRADIO.DE: Für wen ist das Modell dieser Vermächtnisspende ein guter Weg?
Stenzaly: Das müsste im Grunde jeder für sich selbst entscheiden. Wer Familie und gewisse Verpflichtungen hat, der muss mit seiner Habe für Menschen sorgen, die ihm anvertraut sind. Das habe ich eben nicht. Ich bin frei das, was am Rest meines Lebens übrigbleibt, demjenigen zu geben, von dem ich überzeugt bin, dass er es richtig verwendet.
Das Interview führte Tobias Fricke.