Die Lesungen aus dem 1. Buch Samuel sind Texte, die vor über zweitausend Jahren entstanden. Der Kölner Dompropst Guido Assmann geht den Lesungen in einer Predigtreihe in der ersten Woche des Jahreskreises nach und erschließt ihre Bedeutung als lebendiges Wort Gottes für unser Christsein heute.
Der Gott Israels ist mit und bei uns
Zusammenfassen könnte man die Botschaft der Texte wie folgt: Der Gott Israels ist ein Gott, der mit uns geht und sein Volk führt. Dem wir uns betend und vertrauend zuwenden können und der wirklich für uns da ist – in den Höhen und Tiefen unseres Daseins. Gott meint es ernst mit uns und wir sollten es ernst mit ihm m
einen und wahrnehmen, was Gott heute von uns will.
DOMRADIO.DE hat die Kernaussagen der einzelnen Predigten von Dompropst Assmann über diese Texte aus der Zeit jenes alten Bundes, der uns – in erneuerter Form, durch das Erscheinen Christi – heute doch genauso betrifft wie die Israeliten damals, zum persönlichen Nachlesen, Nachschauen und Meditieren gesammelt.
Dienstag (1 Sam 1,9-20): Gott denkt an uns
Die Geschichte der trostlosen, traurigen und kinderlosen Hannah, kann uns zeigen, dass die betende Zuwendung zu Gott Veränderung und Wandlung möglich macht.
Wenn wir uns Gott vertrauensvoll im Gebet überlassen – ohne Forderung oder Erwartung – können auch wir Gottes Handeln an uns selbst erleben. Denn unser Gott ist ein Gott, der handelt und eingreift, der uns führt und immer an jeden von uns denkt. Hannah durfte diese Erfahrung auf wunderbare Weise machen.
Mittwoch (1 Sam, 3,1-10.19-20): Gebet macht uns zu Hörenden
Die Berufungsgeschichte des Samuel im Tempel macht deutlich, dass Gott uns meint, uns persönlich ruft. Die glaubende Haltung Samuels – nach Zögern und Zweifel – mündet in seinem Wort "Rede Herr, dein Diener hört".
Solcher Glaube, solch eine sich entwickelnde Glaubens- und Gebetsbeziehung macht uns zu Hörenden und strahlt auf unser Umfeld aus. Gott spricht uns in seinem (biblischen) Wort an und wird sind aufgerufen, immer wieder auf Gott zu hören und zu erkennen, was wir tun sollen.
Donnerstag (1 Sam 4,1b-11): Gott gab uns Verstand und Glaube
Die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und den Philistern im 1. Buch Samuel sind zunächst erschreckende Schilderungen. Sie machen aber auch deutlich, dass das Volk Israel immer an die Gegenwart Gottes – präsent in der Bundeslade – glaubt: Dieser Gott geht mit uns in den Alltag, auch wenn großes Leid passiert.
Seine Gegenwart schenkt sogar eine Freude, die uns vielleicht heute etwas abhandengekommen ist. Aber nur weil dieser Gott da ist, klappt nicht automatisch alles. Leid und Verlust bleiben. Die Gegenwart Gottes verlangt immer die glaubende Antwort von uns Menschen, unser Gebet und die Notwendigkeit, unseren Verstand einzusetzen.
Freitag (1 Sam 8,4-7.10-22a): Gott steht immer an erster Stelle
Der an Samuel gerichtete Wunsch des Volkes nach einem König bringt uns zur wichtigen Frage nach unserer Berufung – nämlich der, das auserwählte Volk Gottes zu sein. Diese Berufung gilt – und zwar vorrangig vor der Frage nach weltlicher Macht oder der Staatsform!
Diese Berufung aber bedeutet dann, der Sauerteig für die Gesellschaft zu sein, in der wir leben. Als Christen, als Kinder Gottes, darf es uns also nicht um Anpassung oder Applaus gehen, sondern darum, Gottes Willen zu tun und mit unserer Berufung Ernst zu machen.
Samstag (1 Sam 9,1-4.17-19; 10,1): Gott bleibt König schlechthin
Die fast beiläufige Salbung des Saul zum König über Israel ist in erster Linie keine politische Amtshandlung. Der Prophet Samuel übergießt Saul mit Öl – als Zeichen seiner Würde als Kind Gottes (so wie es bis heute bei jeder Taufe geschieht).
So wird deutlich: Der neue König soll im Dienst Gottes stehen! Letztlich also ist und bleibt es Gott, der sein Volk führt. So ist die Wahl Sauls ja auch nicht das Ergebnis seines eigenen Machtstrebens: Es ist Gott, der den Saul erwählt und nicht er selbst. Dieser König steht ganz im Dienst des Willens Gottes – und so dürfen auch wir heute vertrauen, dass Gott sein Volk führt und lenkt.