Weihbischof Schepers verurteilt Ausgrenzung queerer Menschen

Wenige Segnungen von homosexuellen Paaren

Ende 2023 erklärte der Vatikan, dass homosexuelle Beziehungen unter Umständen gesegnet werden können. Zu einem Ansturm habe das nicht geführt, sagt Ludger Schepers und verurteilt die Ausgrenzung queerer Menschen.

Homosexuelles Paar / © Jose Luis Carrascosa (shutterstock)
Homosexuelles Paar / © Jose Luis Carrascosa ( shutterstock )

Nach Angaben des Queer-Beauftragten der Deutschen Bischofskonferenz, Ludger Schepers, hat es seit Erscheinen des Vatikanpapiers "Fiducia Supplicans" nicht mehr Anfragen für Segnungen homosexueller Paare in Deutschland gegeben.

"Ich habe keine Anzeichen dafür", sagte der Essener Weihbischof der in Würzburg erscheinenden katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost". Die Vatikan-Erklärung hatte Ende 2023 für Aufsehen gesorgt. Sie eröffnete die offizielle Möglichkeit, unter engen Bedingungen auch Menschen in gleichgeschlechtlichen Beziehungen zu segnen.

Weihbischof Ludger Schepers / © Julia Steinbrecht (KNA)
Weihbischof Ludger Schepers / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Immerhin werde nun über das Thema gesprochen, sagte Schepers weiter.

Weltweit gesehen, seien die Positionen dabei "gar nicht so eindeutig, wie man das gern hätte". Er selbst habe noch kein homosexuelles Paar gesegnet. Die Kirche solle dies aber tun, solange dahinter kein sakramentales Verständnis stehe: "Es gibt die sakramentale Ehe und es gibt andere Segnungen, die meines Erachtens durchaus möglich sind." Allerdings habe sich auch das kirchliche Eheverständnis im Laufe der Geschichte weiterentwickelt.

Kritik an Ausgrenzung in der Kirche

Schepers kritisierte, dass die Lehre der Kirche dazu beigetragen habe, dass Homosexuelle in manchen afrikanischen Ländern verfolgt und getötet würden. Zudem gebe es in der Kirche Menschen, die sie auf Grundlage des Katechismus ausgrenzten: "Nur weil der Mensch vielleicht nicht das Normbild dessen erfüllt, was männlich und weiblich ist."

Segnungsfeier für Homosexuelle / © Melanie Lemahieu (shutterstock)
Segnungsfeier für Homosexuelle / © Melanie Lemahieu ( shutterstock )

Er selbst stelle sich die Geschlechtlichkeit des Menschen "eher als eine Ellipse mit zwei Polen vor und der Möglichkeit dessen, was sich dazwischen befindet". Für LGBT-Personen (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender), die überhaupt noch den Kontakt zur Kirche suchten, müssten Räume geschaffen werden, in denen sie "als ganze Menschen angenommen, respektiert und nicht wegen ihrer sexuellen Orientierung ausgegrenzt werden".

Katholische Kirche erlaubt Segnung für homosexuelle Paare

Homosexuelle Paare können ab sofort auch in der katholischen Kirche gesegnet werden. Die vatikanische Glaubensbehörde veröffentlichte am Montag eine Grundsatzerklärung, wonach katholische Geistliche unverheiratete und homosexuelle Paare segnen dürfen. In dem Text mit dem Titel "Fiducia supplicans" (deutsch: Das flehende Vertrauen) wird betont, dass dabei eine Verwechslung mit einer Eheschließung ausgeschlossen werden muss. Auch darf ein Geistlicher den Segen nicht im Rahmen eines Gottesdienstes erteilen.

Ein Regenbogen leuchtet über dem Petersdom vor dem Beginn der wöchentlichen Generalaudienz von Papst Franziskus im Vatikan / © Gregorio Borgia (dpa)
Ein Regenbogen leuchtet über dem Petersdom vor dem Beginn der wöchentlichen Generalaudienz von Papst Franziskus im Vatikan / © Gregorio Borgia ( dpa )
Quelle:
KNA