In Zeiten kirchlicher Krisenmeldungen wirkt die Zahl aus Portugal wie eine Nachricht aus einem anderen Universum: Ein Plus von 31,4 Millionen Euro hat die portugiesische Weltjugendtags-Stiftung nach eigenen Angaben eingefahren. Damit hat das Mega-Event von Lissabon im vergangenen August nicht nur bei den Teilnehmerzahlen, sondern auch in finanzieller Hinsicht die Erwartungen der Veranstalter deutlich übertroffen. Wenn man Überschüsse aus den Jahren davor hinzurechne - die Stiftung besteht bereits seit 2020 - belaufe sich das Plus sogar auf rund 35 Millionen, heißt es in einer Mitteilung.
Mehr Menschen, mehr Geld
Statt der zunächst vorausgesagten halben Million waren seinerzeit bis zu 1,5 Millionen Menschen ans Tejo-Ufer gekommen, wo sie die inzwischen geflügelten Worte des Papstes hörten, dass die Kirche offen sein müsse für alle Menschen (im spanischen Papst-O-Ton: "todos, todos, todos"). Der wenige Wochen später zum jüngsten Kardinal in Europa beförderte Organisationschef des Großereignisses, der damalige Lissabonner Weihbischof Americo Aguiar, hatte bereits im Vorfeld überraschend angedeutet, dass er mit einem finanziellen Plus von rund 20 Millionen Euro rechne.
Nun hat er - inzwischen wurde er zum Bischof von Setubal ernannt - Ende Mai bei einer Pressekonferenz den staunenden Journalisten mitgeteilt, dass die Stiftung 57 Prozent mehr in der Kasse habe als ursprünglich berechnet. Das Geld werde nun in Projekte gesteckt, die Kindern und Jugendlichen sowie der Kulturförderung zugute kommen sollen.
Frühere Weltjugendtage waren Null-Nummern
Vergleichbare Effekte hat es bei früheren Weltjugendtagen nicht gegeben. Beim ersten und einzigen deutschen Weltjugendtag in Köln im Jahr 2005 standen Einnahmen von rund 100 Millionen ebenso hohe Ausgaben gegenüber. Damals war eigens eine gemeinnützige GmbH gegründet worden. Teilnehmer und Sponsoren brachten zusammen etwa 55 Millionen Euro an Einnahmen, die deutschen Bischöfe übernahmen 26 Prozent der Kosten, den Rest schulterten Bund, Land NRW, Stadt Köln und EU.
Zum Weltjugendtag in Madrid im Jahr 2011, dem letzten im Pontifikat von Benedikt XVI., kamen ähnlich wie nach Lissabon ebenfalls etwa 1,5 Millionen Menschen. In Spaniens Hauptstadt gab es laut einer Berechnung der Wirtschaftsprüfer von PricewaterhouseCooper (PwC) Ausgaben von rund 50 Millionen Euro. Auch dort war eine eigene Träger-Gesellschaft gegründet worden - die jedoch ihre Abschlussrechnung nie presseöffentlich machte.
Wunderbare Geldvermehrung
Aber wie kam es zur wunderbaren Geldvermehrung von Lissabon? Aus einer Mitteilung der Stiftung geht hervor, dass einerseits die Einnahmen aus Teilnehmerbeiträgen und Spenden mit rund 74 Millionen Euro deutlich höher waren als erwartet. Noch entscheidender sei aber der sparsame Umgang mit den Mitteln gewesen sowie die "außerordentliche Arbeit und das Engagement der freiwilligen Helfer über einen Zeitraum von vier Jahren".
Trotz der unzähligen gratis geleisteten Arbeitsstunden sei der Weltjugendtag auch ein wichtiger Job-Booster für die Region gewesen. Tausende von (befristeten) Arbeitsverträgen seien abgeschlossen worden. Hinzu kamen die Effekte der Investitionen der öffentlichen Hand, insbesondere im Bausektor. Hier seien von der nationalen Regierung und von der Stadt Lissabon jeweils etwa 35 Millionen Euro investiert worden.
Kardinal hat Erfahrung mit öffentlichen Geldern
Dass die Stiftung "Fundacao JMJ Lisboa 2023" ihr Geld außergewöhnlich transparent und effizient verwaltete, lag offenbar nicht zuletzt an ihrem Chef. Kardinal Aguiar (50) war vor seiner Priesterberufung Kommunalpolitiker und Bürgermeister in der portugiesischen Kleinstadt Matosinhos und hat dort den Umgang mit öffentlichen Geldern offenbar ebenso nachhaltig erlernt wie die Fähigkeit, Gutes nicht nur zu tun, sondern auch vernehmbar darüber zu reden.
Die Leitung der Stiftung hat er nun in noch jüngere Hände übergeben: Der Regens des Lissabonner Priesterseminars, Alexandre Palma (45), wurde zum neuen Präsidenten ernannt. Er hat die nicht ganz leichte Aufgabe, das viele überschüssige Geld so einzusetzen, dass es nur Gutes bewirkt - und das alles weiterhin nach den Maßstäben von Transparenz und Effizienz, die er von Aguiar übernommen hat.