Er könne der Entscheidung des zuständigen Zentralausschusses nicht vorgreifen, sagte Interims-Generalsekretär Ioan Sauca dem katholischen Informationsdienst SIR (Montag). "Aber ich glaube, dass es eines der heißesten Themen auf dem Tisch sein wird", so der rumänisch-orthodoxe Pfarrer.
Die Erklärungen des Moskauer Patriarchen Kyrill I. hätten "einen wahren Schock in der ökumenischen Welt" verursacht. Deswegen drängten einige Kirchen auf einen Ausschluss der russisch-orthodoxen Kirche. Eine solche Entscheidung könne aber allein der Zentralausschuss fällen, allerdings "erst nach einer ernsthaften Anhörung, Besuchen und Dialogen mit den betroffenen Kirchen".
"Dienst der Versöhnung" als Christenpflicht
"Wir alle fühlen uns hoffnungslos, wütend, frustriert, enttäuscht", zitierte SIR den ÖRK-Generalsekretär. Es sei verständlich, emotional sofortige und radikale Entscheidungen treffen zu wollen. Christen aber sei der "Dienst der Versöhnung anvertraut". "Es ist leicht auszugrenzen, zu exkommunizieren, zu dämonisieren; aber wir sind als ÖRK berufen, eine Plattform für Begegnung, Dialog und Zuhören zu sein, auch wenn wir anderer Meinung sind", mahnte Sauca.
Im Gespräch mit dem SIR erinnerte der Theologe an den Fall der niederländischen reformierten Kirche in Südafrika. Diese hatte Apartheid theologisch unterstützt, was zu heftigen Debatten und Verurteilungen durch andere ÖRK-Mitgliedskirchen führte. Am Ende aber habe sich diese Kirche selber aus dem ÖRK "ausgeschlossen", weil sie meinte, ihm nicht länger angehören zu können. Inzwischen sei diese Kirche wieder aufgenommen.
Der Zentralausschuss ist das höchste Leitungsgremium des ÖRK zwischen den Vollversammlungen. Er soll vom 15. bis 18. Juni zusammentreten, um vor allem die XI. Vollversammlung des Weltkirchenrats Anfang September in Karlsruhe vorzubereiten. Diese steht unter dem Motto: "Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt."