Mit einem feierlichen Gottesdienst auf dem Petersplatz hat am Mittwoch die katholische Weltsynode im Vatikan begonnen. Papst Franziskus mahnte die rund 350 Teilnehmenden, in den kommenden Wochen geduldig zuzuhören und nicht auf der eigenen Meinung zu bestehen.
Die Kirchenversammlung, die bis zum 27. Oktober über grundlegende Reformen in der katholischen Kirche berät, müsse darauf gerichtet sein, "Harmonie in der Vielfalt zu schaffen", so der Papst.
Schwierige Themen mit universeller Bedeutung
Vor rund 20.000 Menschen auf dem Petersplatz betonte Franziskus, die Weltsynode sei "keine parlamentarische Versammlung, sondern ein Ort des Zuhörens in Gemeinschaft".
Scharf verwarnte der Papst "diejenigen, die arrogant meinen und behaupten, das alleinige Recht zu haben, die Stimme des Herrn zu hören". Die anstehenden Themen seien nicht leicht und hätten für die Kirche universelle Bedeutung.
Dieser Aufgabe seien die Synodalen nur dann gewachsen, "wenn wir uns klein machen und einander demütig als solche annehmen".
Bei der anschließenden Eröffnungssitzung in der Audienzhalle neben dem Petersdom verteidigte Papst Franziskus die Teilnahme von nichtgeweihten Männern und Frauen an der Weltsynode.
Die von manchen Bischöfen kritisierte erweiterte Zusammensetzung der Synodenversammlung sei mehr als eine Beliebigkeit, sondern stimme mit dem Bischofsamt nach den Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils
(1962-1965) überein: "Wie alle übrigen Christen kann auch ein Bischof sich nie alleine und ohne die anderen begreifen." Die Teilnahme von Laien verletze nicht die besondere Autorität des einzelnen Bischofs oder des Bischofskollegiums.
Der Generalsekretär der Weltsynode, Kardinal Mario Grech, äußerte sich skeptisch zu Reformvorstellungen in der Kirche. "Viele denken, dass das Ziel der Synode eine strukturelle Veränderung der Kirche ist, eine Reform", sagte Grech.
"Wir alle wünschen sie, aber wir haben nicht alle die gleiche Vorstellung von der Reform und ihren Prioritäten", so der Kardinal. In dieser Lage sei es gut, auf Gott zu vertrauen und die Aufgabe der Synode nicht verwaltungsjuristisch oder politisch zu verstehen.
Bischof Overbeck: Frauenweihe nicht ausklammern
Unterdessen kritisierte der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck in einem Interview, dass Streitfragen wie die Zulassung von Frauen zu Weiheämtern nicht auf dem offiziellen Programm der Weltsynode stehen.
Dem Onlineportal "Kirche und Leben" sagte er: "Die merkwürdige Ausklammerung bestimmter Lebensbereiche aus der Diskussion ist nicht richtig - auch dann nicht, wenn man meint, diese Themen seien für die Ewigkeit entschieden und daher nicht mehr diskutabel."
Overbeck ist einer der fünf Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz bei der am Mittwoch beginnenden Weltsynode in Rom. Er sprach sich dafür aus, "unterschiedliche regional-kulturelle Lösungen zuzulassen": "Einheit durch Verschiedenheit und in Verschiedenheit" müsse möglich werden.
Polygamie in Afrika stellt Kirche vor Probleme
Ein schwieriges Thema für die Kirche in Afrika brachte derweil der Vorsitzende des gesamtafrikanischen Bischofsrats SECAM, Kardinal Fridolin Ambongo, bei der Eröffnungssitzung in einer Videoaufzeichnung zur Sprache: In Afrika sei die Polygamie eine "echte Herausforderung für die Seelsorge".
Neben traditionellen Formen der Polygamie und der Polyandrie (Vielmännerei) gebe es auch moderne Formen des eheähnlichen Zusammenlebens ohne Trauschein. Die Kirche müsse sich damit auseinandersetzen, wie sie mit getauften Katholiken umgehe, die in Vielehe lebten, aber auch damit, dass Menschen, die in polygamen Beziehungen lebten, getauft werden wollten.
Bis zum 27. Oktober beraten im Vatikan 368 Männer und Frauen aus allen Erdteilen über tiefreichende Reformen der katholischen Kirche.
Darunter sind 272 Bischöfe, etwa ein Achtel der Teilnehmer sind Frauen, ein Novum in der Kirchengeschichte. Papst Franziskus hat vorab entschieden, dass manche Fragen von externen Arbeitsgruppen debattiert werden sollen. Diese sollen laut Tagesordnung nicht direkt in die Debatten und Beschlüsse der Synode einmünden.