Wenn die Kantate die Filmvorlage ist

"Komm, o Tod, du Schlafes Bruder"

Vor 30 Jahren begeisterte in deutschen Kinos der Film "Schlafes Bruder". Der namensgebende Titel stammt aus dem Schlusschoral der Kreuzstabkantate von Johann Sebastian Bach. Der Inhalt der Kantate passt perfekt zur Fastenzeit.

Autor/in:
Mathias Peter
Bedecktes Holzkreuz / © kharoll Mendoza (shutterstock)

Der Kinofilm basiert auf dem gleichnamigen Roman von Robert Schneider. "Wer liebt, schläft nicht" ist ein zentraler Satz im Buch wie im Film. Dem Protagonisten, der unglücklich verliebt und ein musikalisches Genie ist, werden diese Worte buchstäblich zum Verhängnis. Er hofft auf seine große Liebe, schläft nicht, um auf sie zu warten und stirbt schließlich. 

Das Bachdenkmal steht vor der Thomaskirche in Leipzig. / © Jan Woitas (dpa)

Im Choral der Kreuzstabkantate von Johann Sebastian Bach wird der Tod als "Schlafes Bruder" bezeichnet. Doch die inhaltliche Deutung ist eine andere als im Roman. Das beherrschende Thema ist das Tragen des Kreuzstabes, des Kreuzes also, das jeder Christ auf sich nehmen soll. Am Ende eines Lebens voller Mühsal wird dieses Tragen aber belohnt, denn der Gläubige wird in das gelobte Land geführt, wie es im Eingangssatz der Kantate vom Bass-Solo-Sänger formuliert wird. Das Kreuz zu tragen ist also letztlich für den Christen keine Last, sondern nach dieser Auffassung eine Befreiung und führt zur Erlösung.

Todessehnsucht und große Hoffnung

Musikalisch lässt Bach den Kreuzstab im ersten Satz durch einen übermäßigen Sekundschritt hörbar werden, das "Tragen des Kreuzstabes“ wird durch Seufzerfiguren abgebildet.

Im zweiten Satz der Kantate wird das Leben des Menschen als Schifffahrt bezeichnet. Der Gedanke, dass der Tod letztlich der Weg zu Gott ist, lässt den Gläubigen das Sterben im dritten Satz geradezu herbeisehnen. 

Leipziger Thomaskirche / © Jan Woitas (dpa)

Diese Todessehnsucht und der Gedanke, dass das menschliche Leben wie eine Schifffahrt ist, werden in den Worten des berühmten Schlusschorals noch einmal aufgegriffen: "Komm, O Tod Du Schlafes Bruder, Komm Und Führe Mich Nur Fort", so singt der Chor im letzten Satz. 

Da die Kantate zuvor nur von einem Solo-Sänger geprägt ist, erzielt der überraschende Einsatz des vierstimmigen Chores mit dem schlichten Choral eine große Wirkung. Die Todessehnsucht ist fast körperlich zu spüren - doch anders als der tragische und vermeintlich sinnlose Tod des Protagonisten im Film "Schlafes Bruder" schwingt keine Verzweiflung oder Enttäuschung mit, sondern die große Hoffnung auf eine dauerhafte Erlösung. 

Im Radioprogramm von DOMRADIO.DE erklingt die "Kreuzstabkantate" und weitere Werke zu Fastenzeit ab 20 Uhr am Sonntagabend.

Fastenzeit

Die 40-tägige christliche Fastenzeit beginnt Aschermittwoch und endet am Gründonnerstag vor Ostern. Seit dem 5. Jahrhundert rückte während der Vorbereitung auf Ostern das Fasten in den Mittelpunkt. Da an Sonntagen nicht gefastet werden sollte und sie deshalb nicht als Fastentage gezählt werden, wurde der Beginn der Fastenzeit offenbar im sechsten oder siebten Jahrhundert vom sechsten Sonntag vor Ostern auf den vorhergehenden Mittwoch, den Aschermittwoch, vorverlegt.

Fastenzeit / © Tomasetti (DR)
Fastenzeit / © Tomasetti ( DR )
Quelle:
DR

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