DOMRADIO.DE: Die neue Medien-Stiftung von Benedikt XVI. ist bei der privaten katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost" angesiedelt und heißt "Die Tagespost Stiftung für katholische Publizistik". Zur katholischen Kirche gehört aber auch die Journalistenschule in München, das "Institut zur Förderung publizistischen Nachwuchs" (ifp). Zwei Institutionen, beide sind katholisch und beide fördern Nachwuchsjournalisten. Wo liegt der Unterschied zwischen der Medien-Stiftung von Papst Benedikt und dem ifp?
Bruder Helmut Rakowski OFMCap (Geistlicher Direktor des ifp und Mitglied der Kapuziner): Ich würde einfach mal damit anfangen, dass wir uns natürlich über jede Initiative freuen, die Journalistinnen und Journalisten unterstützt, qualifiziert und für eine hochwertige Ausbildung sorgt. Das tut die katholische Kirche schon seit über 50 Jahren mit der katholischen Journalistenschule ifp, die jetzt hier in München angesiedelt ist.
Was mir bei der neuen Stiftung der Tagespost in Zusammenarbeit mit Joseph Ratzinger, dem ehemaligen Papst Benedikt, auffällt, ist, dass von Unabhängigkeit gesprochen wird. Es wurde, glaube ich, durch den Chefredakteur gesagt. Bislang fehlt in Deutschland eine unabhängige Institution, die den katholischen Journalismus in die Lage versetzt, seine volle Wirkung zu entfalten.
Ich glaube, es wird einfach abgezogen und auf eine Unabhängigkeit von der verfassten Kirche hier in Deutschland gezielt, also von den Bischöfen – während wir eine Einrichtung der katholischen Kirche, der katholischen Bischöfe und Bistümer, sind.
DOMRADIO.DE: Die Gesellschaft katholischer Publizisten, der größte katholische Journalisten-Verband, hat sich über die neue Stiftung verwundert gezeigt. Teilen Sie diese Verwunderung?
Rakowski: Wenn es tatsächlich um eine Ausbildung zum Journalismus geht, dann freuen wir uns. Wir würden sagen, das ist eine tolle Initiative. Wenn es aber darum geht, sagen wir mal, die Öffentlichkeitsarbeit der Kirche zu unterstützen, dann gehen wir einfach auf zwei verschiedenen Schienen. In den verschiedenen Verlautbarungen geht es ja um Verkündigung. Es geht darum, die Lehre der Kirche zu vermitteln.
Journalismus hat da eine andere Aufgabe, auch wenn wir uns als katholische Journalisten verstehen. Wir bilden die jungen Menschen auch auf der Grundlage des Glaubens und der Werte, die die Kirche ausmachen, aus. Es ist eben auch der Auftrag, kritisch zu sein, zu hinterfragen und der Wahrheit verpflichtet zu sein. Dann wären wir, glaube ich, auf zwei verschiedenen Schienen.
DOMRADIO.DE: Die Tagespost-Stiftung will sich in Zukunft besonders die Gleichberechtigung von Mann und Frau, den Lebensschutz und den Schutz von Ehe und Familie auf die Fahne schreiben. Deckt sich das mit den Zielen des ifp?
Rakowski: Wir bilden Journalisten aus und unterstützen sie in ihrer Arbeit, indem wir ihnen das Handwerkszeug auf höchster qualitativer Ebene und mit hervorragenden Dozentinnen und Dozenten vermitteln. Wir wollen gute Journalistinnen und Journalisten aus dem Bereich der katholischen Kirche ausbilden.
DOMRADIO.DE: Die Tagespost zitiert den emeritierten Papst Benedikt mit den Worten: "Ich wünsche mir, dass die katholische Stimme gehört wird". Steht es denn so schlecht um die katholische Stimme im deutschen Journalismus?
Rakowski: Das finde ich nicht. Es gibt genügend katholische Stimmen im deutschen Journalismus. Mit Ihnen von DOMRADIO.DE, einem katholischen Medium, unterhalte ich mich gerade. Es gibt viele weitere katholische Medien: Außer uns in München noch den Michaelsbund, der ähnliche Aufgaben hat. Es gibt die vielen Kirchenzeitungen, die Katholische Nachrichtenagentur, katholisch.de. Vielleicht ist es für eine einzige Institution etwas gewagt, jetzt das Label "katholisch" in Beschlag nehmen zu wollen.
Das Interview führte Katharina Geiger.