Herrenfeste schlagen Heiligenfeste – diese etwas grobe Formel erklärt den "Frühstart" von Johannes dem Täufer. Die "Herrenfeste" oder "Feste des Herrn" sowie bestimmte sogenannte "Ideenfeste" haben als Zentrum Jesus Christus und beziehen sich auf konkrete Ereignisse in seinem Leben, wie die Geburt (Weihnachten) oder auf sogenannte Heilsgeheimnisse und Glaubenswahrheiten, die in direktem Zusammenhang zu ihm stehen.
In diesem Jahr fällt das Hochfest des "Heiligsten Herz Jesu" auf den 24. Juni. Dieses Ideenfest hat das Herz Jesu im Zentrum – eine Verehrung des Herzens lässt sich schon anfanghaft in der Spätantike nachweisen und wurde vor allem im 16./17. Jahrhundert sehr populär. Gefeiert wird es am dritten Freitag nach Pfingsten. Der fällt nun in diesem Jahr auf den 24. Juni.
Die vielen Heiligen und der eine Heiland
Da im Laufe der Kirchengeschichte immer mehr Heilige durch Gedenktage verehrt wurden, drohten diese Tage den eigentlichen Kern des christlichen Glaubens – Tod und Auferstehung von Jesus Christus – zu überdecken. Sogar der Sonntag wurde unter der starken Heiligenverehrung im Mittelalter immer mehr überlagert. Um ein falsches Übergewicht zu vermeiden, stärkte Papst Pius X. den Sonntag als zentralen Herrentag.
Die sogenannten Herrenfeste wurden dann durch das Zweite Vatikanische Konzil eindeutig gestärkt und erhielten Vorrang vor anderen Festen, in denen es "nur" um Heilige ging: "Die Herzen der Gläubigen sollen vor allem auf die Herrenfeste hingelenkt werden" – so heißt es im Konzilstext "Sacrosanctum Concilium".
Beim Hochfest "Heiligstes Herz Jesu" steht Jesus im Zentrum, beim Fest Geburt Johannes des Täufers lediglich der "Vorläufer" – er muss also seinem Herrn weichen und wird in diesem Jahr einen Tag früher gefeiert.
Wer war Johannes der Täufer?
"Der Täufer" wird er genannt, dieser Asket Johannes, der sich nur von Heuschrecken und wildem Honig ernährt haben soll. Seine Wortgewalt zieht die Scharen an. Immer wieder traten Menschen zu ihm hin, bekannten ihre Sünden und ließen sich von ihm untertauchen im Jordan zum Zeichen der Umkehr, der geistigen Wiedergeburt.
Schon bald fragte sich die Menge: Ist der Täufer vielleicht der Messias, der langerwartete Heilsbringer für Israel? Doch Johannes wiegelt ab, er ist nur der Vorläufer, der Wegbereiter für jemand anderen: "Ich taufe euch nur mit Wasser. Der aber, der nach mir kommt ist stärker als ich. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen."
Die Begegnung
Der, der nach ihm kommt wird ihm schon bald begegnen. Jesus von Nazareth – bis dahin ein unbeschriebenes Blatt in der Region, doch als Johannes Jesus auf sich zukommen sieht, wird es ihm schlagartig klar. Er ist es, dem Johannes den Weg bereiten soll:
"Seht das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinweg nimmt. Er ist es, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der mir voraus ist, weil er vor mir war. Auch ich kannte ihn nicht, aber ich bin gekommen und taufe mit Wasser, um Israel mit ihm bekannt zu machen."
Es geschah das, womit selbst Johannes nicht rechnen konnte. Jesus selbst – der erwartete Messias – tritt zu ihm in den Jordan und lässt sich von Johannes taufen. Dabei soll der Heilige Geist in Form einer Taube auf Jesus herabgekommen sein. "Ich sah, dass der Geist vom Himmel herabkam wie eine Taube und auf ihm blieb. Das habe ich gesehen und ich bezeuge: Er ist der Sohn Gottes."
Johannes holt Jesus in die Öffentlichkeit
Mit der Taufe durch Johannes beginnt Jesus von Nazareth sein öffentliches Auftreten. Für die Jünger Jesu und die frühen christlichen Gemeinden bekommt die Taufe darum von der Auferstehung Jesu an eine große Bedeutung. Sie steht seitdem immer am Anfang jedes christlichen Weges.
Johannes der Täufer ist der Begründer der christlichen Taufe und die Kirche feiert ihn als den letzten Propheten.