Wie berechtigt ist die Angst vor Versorgungsengpässen?

Die Sorge um das Osterei

Dem Osterfest gehen in diesem Jahr Berichte über mögliche Engpässe bei der Ei-Versorgung vorweg. Bilder von Knappheit, Teuerung und Hamsterkäufen gehen nicht mehr aus den Köpfen. Woher kommt diese Sorge und wie berechtigt ist sie?

Autor/in:
Johannes Senk
Ostereier / © Raseduly (shutterstock)

Dass es vor Ostern viel ums Ei geht, ist nicht ungewöhnlich. Tipps und Tricks, worauf beim Kauf geachtet werden sollte, wie Eier richtig zu lagern sind und über gute Färbemethoden sind praktisch allgegenwärtig. Wer jedoch die aktuelle Berichterstattung verfolgt, nimmt in diesem Jahr vor allem Berichte über mögliche Eier-Knappheit und Preissteigerungen im Handel wahr.

Die Ursache dafür, dass die Sorge ums Osterei in Deutschland in diesem Jahr so viel präsenter erscheint, ist dabei auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Einer davon wurzelt in Versorgungsproblemen in den USA. Eier-Preise waren schon im vergangenen Präsidentschaftswahlkampf ein großes Thema. Auch das ist nicht direkt überraschend, dienen sie doch – ähnlich wie der Butterpreis hierzulande – als Indikator für die wirtschaftliche Situation des Landes.

Preissenkung in USA nicht in Sicht

US-Präsident Donald Trump war mit dem Versprechen angetreten, den Eierpreis zu senken. Das misslang allerdings deutlich; im Gegenteil stieg der Preis für das Dutzend Eier im Februar auf einen Rekordwert von über fünf Dollar, eine Preissenkung ist derzeit noch nicht in Sicht. Grund dafür ist allerdings keine verfehlte Handelspolitik der neuen US-Regierung sondern vor allem die Ausbreitung der Vogelgrippe, die in vielen Betrieben zur Tötung Tausender Legehennen führte.

Nachrichten über die Ei-Knappheit in den USA schlugen jedoch auch in Deutschland hohe Wellen. Das liegt zu einem an einer Bitte des US-Wirtschaftsministeriums an Deutschland und die EU, ob mehr Eier von dort geliefert werden können. Der Bundesverband der deutschen Geflügelwirtschaft bestätigte diese Anfrage jüngst. Verbandspräsident Hans-Peter Goldnick stellte allerdings keine größeren Lieferungen in Aussicht.

Auch Deutschland auf Eier-Importe angewiesen

Zum anderen ist aber auch Deutschland selbst auf importierte Eier angewiesen. Der Pro-Kopf-Verbrauch stieg hierzulande im vergangenen Jahr um zehn Eier an auf nunmehr 249. Hochgerechnet auf die Bundesbevölkerung von rund 83 Millionen Menschen sind das etwa 20,6 Milliarden Eier im Jahr. Die Legehennen in Deutschland produzierten allerdings im vergangenen Jahr nur rund 15,2 Milliarden Eier.

Dementsprechend muss etwa ein Viertel des Eierbedarfs in Deutschland aus Importen gedeckt werden, hauptsächlich aus den Niederlanden. Doch auch hier wie in Deutschland grassierte zuletzt die Vogelgrippe, was zur Keulung vieler Tiere führte – und zu einer angespannteren Stimmung auf dem Markt.

Die Branche ist sich der Herausforderung bewusst, wird aber gleichzeitig nicht müde, zu betonen, dass die Eierversorgung zu Ostern gesichert sein wird. Im "Spiegel" warnte Geflügelverbandschef Goldnick nun stattdessen vor Panik und Hamsterkäufen. "Wenn nur zehn Prozent der Konsumenten plötzlich statt einer Schachtel Eier zwei kaufen, dann sind das 40 Millionen Eier, die gehortet werden und im Laden fehlen."

Angst vor Versorgungslücken gewachsen

Durch die Corona-Pandemie und den russischen Krieg in der Ukraine ist die Angst vor Versorgungsengpässen auch in Deutschland gestiegen. Die Sorge, dass Nahrungsmittel und andere Dinge des täglichen Gebrauchs – erinnert sei an den Kampf um das Toilettenpapier in Corona-Zeiten – nicht mehr verfügbar oder nicht mehr erschwinglich sein könnten, hat seitdem zugenommen.

Eier sind, wie alle anderen Lebensmittel auch, in den vergangenen Jahren teurer geworden. Das ist vor allem auf die Inflation und gestiegene Produktionskosten in der Landwirtschaft zurückzuführen. An eine weitere Preisexplosion vor Ostern glauben Experten wie Goldnick allerdings nicht.

Zudem sollte man sich auch nicht von der Importabhängigkeit und dem vermeintlich nicht ausreichenden Selbstversorgungsgrad täuschen lassen. Dieser hat sich tatsächlich über die vergangenen Jahrzehnte kaum verändert. Schon zu Beginn der 1990er Jahre lag er stabil bei rund 76 Prozent mit einem signifikanten Einbruch im Jahr 2010, als die konventionelle Käfighaltung verboten wurde und die Betriebe sich umstrukturieren mussten. Eine Eierknappheit zu Ostern gab es jedoch auch damals nicht.

Ostern

An Ostern feiern Christen ihr wichtigstes Fest: die Auferstehung Jesu am dritten Tag nach dem Tod am Kreuz. Die Botschaft von Kreuz und Auferstehung ist das Fundament ihres Glaubens. Kerngehalt ist, "dass am Ende das Leben über den Tod, die Wahrheit über die Lüge, die Gerechtigkeit über das Unrecht, die Liebe über den Hass und selbst über den Tod siegen wird", so der katholische Katechismus.

Seit dem Konzil von Nizäa im Jahre 325 wird das älteste Fest der Christenheit am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert.

Osterkerzen / © Harald Oppitz (KNA)