Wie ein College in Cambridge die Tradition modernisiert

Jedes Jahr ein neues Weihnachtslied

Über 40 neue Weihnachtslieder sind seit 1982 schon entstanden, seit das King’s College in Cambridge Jahr für Jahr ein Werk in Auftrag gibt. Neue Arrangements bekannter Texte gibt es wie Werke, die selbst zum Klassiker geworden sind.

Winterlicher Blick auf die gotische Kapelle des King's College, in der der berühmte Weihnachtsgottesdienst gefeiert wird.  / © Radek Sturgolewski (shutterstock)
Winterlicher Blick auf die gotische Kapelle des King's College, in der der berühmte Weihnachtsgottesdienst gefeiert wird. / © Radek Sturgolewski ( shutterstock )

Der Ablauf und die Texte des Weihnachtsgottesdienstes am King’s College in Cambridge steht fest. Jahr für Jahr dasselbe Ritual. Neun Lesungen, vom Sündenfall Adam und Evas aus dem Buch Genesis bis zum Johannes-Prolog: "Im Anfang war das Wort". Auch die Gebete sind wortgenau vorgegeben und verändern sich nie.

Blick auf das Chorgestühl in der King's College Chapel, Cambridge / © Arijeet Bannerjee (shutterstock)
Blick auf das Chorgestühl in der King's College Chapel, Cambridge / © Arijeet Bannerjee ( shutterstock )

Was sich verändert sind die musikalischen Beiträge des weltberühmten Knabenchors der Kapelle. Zwischen 15 und 20 Weihnachtsliedern werden Jahr für Jahr aufgeführt, neben auch hier festen Traditionen wie "O come all ye faithful" (Adeste fideles) und "Hark! The herald angels sing" suchen die Musikdirektoren jedes Jahr ein abwechslungsreiches Programm aus. Seit dem Jahr 2000 sind so schon über 130 verschiedene Stücke aufgeführt worden. Zählt man dann noch unterschiedliche Arrangements derselben Stücke dazu, steigt die Zahl über 150.

The Choir of King's College, Cambridge, existiert seit dem 15. Jahrhundert!  / © Leon Hargreaves/Choir of King’s college Cambridge
The Choir of King's College, Cambridge, existiert seit dem 15. Jahrhundert! / © Leon Hargreaves/Choir of King’s college Cambridge

Stephen Cleobury, der Vorgänger des jetzigen Musikdirektors Daniel Hyde, begann 1982 damit jedes Jahr für den Weihnachtsgottesdienst ein neues Stück in Auftrag zu geben. Jedes Jahr ein anderer Komponist, am liebsten jemand, dessen Alltagsgeschäft nicht die geistliche Chormusik ist. So sind über die Jahre die unterschiedlichsten Werke entstanden, in Stil, Text, musikalischer Farbe und Dynamik.

Zu den neuen Werken zählen moderne Vertonungen bekannter Klassiker wie "Away in a manger", 2005 von John Tavener neu vertont oder die neue Fassung von "There is no rose" von Cecilia McDowell 2021. Manche Werke wie das "Shepherd’s Pipe Carol" von Bob Chilcott oder "What sweeter music" von John Rutter sind selbst inzwischen Klassiker für viele Chöre geworden.

John Rutter (Rutter)

Nach eigener Aussage will das College die Traditionen in dem Sinne erneuern, dass sich viele Chöre ermutigt fühlen, diese neuen Werke und Arrangements zu singen.

Auch der bekannte estnische Komponist Arvo Pärt hat schon einmal die Auftragskomposition erstellt. 1990 schrieb er das russische Marienlied "Bogoroditse djevo" neu. In der Liste der Komponisten, zu denen auch einige Frauen gehören, die in der Musikgeschichte unterrepräsentiert waren, finden sich Namen wie Judith Weir, die seit 2022 Master of Queen’s / King’s Music ist, also die Hofkapellmeisterin der königlichen Familie oder der Schweizer Carl Rütti. 

So beweist das King’s College Jahr für Jahr wie modern Weihnachten klingen kann. Zahlreiche dieser Neukompositionen sind in der Sendung "Musica" im Radioprogramm von DOMRADIO.DE am 2. Weihnachtstag ab 20 Uhr zu hören.
 


 

Quelle:
DR