Angela Merkel, damals noch Bundeskanzlerin, besuchte die schwer getroffene Stadt kurz nach der Katastrophe. Drei Jahre später ist Bad Münstereifel in großen Teilen wiederaufgebaut und strahlt an vielen Stellen in neuem Glanz.
Besucher flanieren durch die Straßen der Kernstadt, gehen einkaufen, trinken einen Kaffee an der Erft. Der heute ruhig dahinfließende Fluss trat vor drei Jahren über die Ufer und hinterließ Verwüstung und Zerstörung.
Bernhard Ohlert ist eigentlich Schreiner und hat in den letzten drei Jahren intensiv daran gearbeitet, die historischen Kirchen der Stadt wiederherzustellen, die vom Hochwasser teils schwer beschädigt wurden. Er ist seit November 2021 Baukoordinator für die kirchlichen Gebäude. Er will dabei helfen, "dass das alles wieder so schön wird oder vielleicht sogar noch schöner, als es vorher war."
Es zeigen sich erste Fortschritte
In der ehemaligen Stiftskirche St. Chrysanthus und Daria zeigen sich die Fortschritte. Die Kirche, obwohl etwas oberhalb der Erft gelegen, wurde dennoch von der Flut getroffen. "Vom Wasserstand her war die Stiftskirche eigentlich die, die den niedrigsten Wasserstand im Inneren hatte, aber es war trotzdem auch Schlamm drin," berichtet Ohlert. Die Schäden an der Fußbodenheizung mussten behoben werden. Nach dem Abschluss der Abrissarbeiten, kann nun langsam der Wiederaufbau beginnen.
Knapp vier Kilometer entfernt, in St. Laurentius im Stadtteil Iversheim, zeigt sich ein ähnliches Bild. Hier stand das Wasser noch deutlich höher. An der Fassade der Kirche lässt sich das heute noch erkennen. Knapp zwei Meter hoch wurde die Fassade abgetragen.
Die Arbeiten an der Kirche, deren Geschichte bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht, sind noch im Gange. Beim Ausbaggern im Inneren im Hochchor wurden Knochen und Teile von Grabkreuzen entdeckt. Sie sind vermutlich Überreste vom benachbarten Friedhof, dessen Erde beim Bau der Kirche im 19. Jahrhundert verwendet wurde. "Diese Knochen müssen würdig behandelt werden. Mittlerweile ist das vom Umfang so viel, dass wir auch hingehen können und wahrscheinlich ein ganzes Grab ausheben werden und die Gebeine bestatten werden," betont Ohlert.
Rückkehr in Kapelle noch 2024?
Auch in Arloff, einem weiteren Stadtteil von Bad Münstereifel, richtete die Flut große Schäden an. Die Hubertuskapelle mit ihren Fresken aus dem 15. Jahrhundert soll das erste Gotteshaus sein, das nach der Flut wieder für Gottesdienste genutzt wird. Die Dorfgemeinschaft freut sich auf die Rückkehr in ihre Kapelle wohl im August 2024, berichtet Ohlert.
Obwohl vieles wieder aufgebaut ist, sind die Arbeiten aber noch lange nicht abgeschlossen. Ohlert blickt in die Zukunft: "Nächstes Jahr werden wir wahrscheinlich schon noch brauchen. Dann müssen wir mal sehen, wie es weitergeht."
Dem Baukoordinator ist es wichtig, dass die Erinnerung an die Flut wachgehalten wird. Das Bewusstsein für die entstandenen Schäden müsse erhalten bleiben: "Es gibt diese Flut-Demenz. Das ist nicht gut, weil man sich nicht dran erinnert, was da alles passiert ist und kaputt gegangen ist," zeigt sich Ohlert nachdenklich.