Wiederaufbau der Kirchen in Bad Münstereifel schreitet voran

Drei Jahre nach der Jahrhundertflut

Vor drei Jahren wurde Bad Münstereifel an der Erft von einer verheerenden Flut heimgesucht. Das Jahrhunderthochwasser im Juli 2021 richtete immense Schäden an. Wie sieht es mit dem Wiederaufbau der Kirchen vor Ort aus?

Autor/in:
Alexander Foxius
Stiftskirche St. Chrysanthus und Daria in Bad Münstereifel / © Alexander Foxius (DR)
Stiftskirche St. Chrysanthus und Daria in Bad Münstereifel / © Alexander Foxius ( DR )

Angela Merkel, damals noch Bundeskanzlerin, besuchte die schwer getroffene Stadt kurz nach der Katastrophe. Drei Jahre später ist Bad Münstereifel in großen Teilen wiederaufgebaut und strahlt an vielen Stellen in neuem Glanz.

Besucher flanieren durch die Straßen der Kernstadt, gehen einkaufen, trinken einen Kaffee an der Erft. Der heute ruhig dahinfließende Fluss trat vor drei Jahren über die Ufer und hinterließ Verwüstung und Zerstörung. 

Bernhard Ohlert ist eigentlich Schreiner und hat in den letzten drei Jahren intensiv daran gearbeitet, die historischen Kirchen der Stadt wiederherzustellen, die vom Hochwasser teils schwer beschädigt wurden. Er ist seit November 2021 Baukoordinator für die kirchlichen Gebäude. Er will dabei helfen, "dass das alles wieder so schön wird oder vielleicht sogar noch schöner, als es vorher war."

Kirchenbaukoordinator Bernhard Ohlert in der Hubertuskapelle in Arloff / © Alexander Foxius (DR)
Kirchenbaukoordinator Bernhard Ohlert in der Hubertuskapelle in Arloff / © Alexander Foxius ( DR )

Es zeigen sich erste Fortschritte

In der ehemaligen Stiftskirche St. Chrysanthus und Daria zeigen sich die Fortschritte. Die Kirche, obwohl etwas oberhalb der Erft gelegen, wurde dennoch von der Flut getroffen. "Vom Wasserstand her war die Stiftskirche eigentlich die, die den niedrigsten Wasserstand im Inneren hatte, aber es war trotzdem auch Schlamm drin," berichtet Ohlert. Die Schäden an der Fußbodenheizung mussten behoben werden. Nach dem Abschluss der Abrissarbeiten, kann nun langsam der Wiederaufbau beginnen.

Knapp vier Kilometer entfernt, in St. Lambertus im Stadtteil Iversheim, zeigt sich ein ähnliches Bild. Hier stand das Wasser noch deutlich höher. An der Fassade der Kirche lässt sich das heute noch erkennen. Knapp zwei Meter hoch wurde die Fassade abgetragen.

Arbeiten in der Kirche St. Lambertus in Iversheim / © Alexander Foxius (DR)
Arbeiten in der Kirche St. Lambertus in Iversheim / © Alexander Foxius ( DR )

Die Arbeiten an der Kirche, deren Geschichte bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht, sind noch im Gange. Beim Ausbaggern im Inneren im Hochchor wurden Knochen und Teile von Grabkreuzen entdeckt. Sie sind vermutlich Überreste vom benachbarten Friedhof, dessen Erde beim Bau der Kirche im 19. Jahrhundert verwendet wurde. "Diese Knochen müssen würdig behandelt werden. Mittlerweile ist das vom Umfang so viel, dass wir auch hingehen können und wahrscheinlich ein ganzes Grab ausheben werden und die Gebeine bestatten werden," betont Ohlert.

Rückkehr in Kapelle noch 2024?

Auch in Arloff, einem weiteren Stadtteil von Bad Münstereifel, richtete die Flut große Schäden an. Die Hubertuskapelle mit ihren Fresken aus dem 15. Jahrhundert soll das erste Gotteshaus sein, das nach der Flut wieder für Gottesdienste genutzt wird. Die Dorfgemeinschaft freut sich auf die Rückkehr in ihre Kapelle wohl im August 2024, berichtet Ohlert.

Obwohl vieles wieder aufgebaut ist, sind die Arbeiten aber noch lange nicht abgeschlossen. Ohlert blickt in die Zukunft: "Nächstes Jahr werden wir wahrscheinlich schon noch brauchen. Dann müssen wir mal sehen, wie es weitergeht."

Dem Baukoordinator ist es wichtig, dass die Erinnerung an die Flut wachgehalten wird. Das Bewusstsein für die entstandenen Schäden müsse erhalten bleiben: "Es gibt diese Flut-Demenz. Das ist nicht gut, weil man sich nicht dran erinnert, was da alles passiert ist und kaputt gegangen ist," zeigt sich Ohlert nachdenklich.

Flutkatastrophe in Deutschland im Sommer 2021

Der Starkregen und das Hochwasser vom 14. und 15. Juli in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz war eine der folgenschwersten Naturkatastrophen in der Geschichte der Bundesrepublik. Insgesamt kamen mehr als 180 Menschen ums Leben, hunderte wurden verletzt.

Es entstanden Schäden in zweistelliger Milliardenhöhe. Bund und Länder wollen für den Wiederaufbau von Häusern und Infrastruktur bis zu 30 Milliarden Euro zur Verfügung stellen.

Die Flutkatastrophe im Sommer hat auch Kirchen und die kirchliche Arbeit getroffen / © Henning Schoon (KNA)
Die Flutkatastrophe im Sommer hat auch Kirchen und die kirchliche Arbeit getroffen / © Henning Schoon ( KNA )
Quelle:
DR