"Bleibt die internationale Staatengemeinschaft untätig, besteht die große Gefahr, dass das verhängnisvolle Zusammenspiel aus Corona-Pandemie, bewaffneten Konflikten und Klimawandel zu einer Hungerkatastrophe größten Ausmaßes führt", sagte die Präsidentin der Hilfsorganisation, Marlehn Thieme, dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Dienstag).
Corona-Maßnahmen verschlimmern Krise
Die wegen der Pandemie verhängten Beschränkungen verschlimmerten überall die schwierige Ernährungslage und wirkten wie ein Beschleuniger der Krise, erklärte sie: "Viele Menschen, die in Afrika das Coronavirus überleben, werden später an Hunger sterben."
"In den Ländern des Südens steht uns das Schlimmste noch bevor", sagte Thieme den Zeitungen. Die Vereinten Nationen erwarteten, dass sich die Zahl der akut vom Hunger bedrohten Menschen in diesem Jahr auf 260 Millionen Menschen verdoppele. Da viele Menschen Selbstversorger seien und jeden Tag arbeiten müssten, um über die Runden zu kommen, sei jeder Tag ohne Beschäftigung existenzbedrohend, erklärte Thieme. Nötig sei die Hilfe des Westens.
Neue Gelder für Entwicklungs-Haushalt
"Wir brauchen milliardenschwere Sofortprogramme, um die wirtschaftlichen Folgen abzumildern und die humanitäre Hilfe zu sichern", forderte sie. Dabei werde es nicht reichen, nur Gelder in den Entwicklungsetats umzuschichten. Es werde auch neues Geld nötig sein. Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) habe zu Recht gerade drei Milliarden Euro zusätzlich für seinen Haushalt gefordert.
Eine sofortige Entschuldung der ärmeren Länder beurteilte Thieme allerdings skeptisch. "Da bin ich immer vorsichtig", sagte sie. Eine Entschuldung mache nur Sinn, wenn sichergestellt werden könne, dass die betroffenen Staaten die eingesparten Mittel auch tatsächlich für die Belange ihrer Bevölkerung ausgeben und das Geld nicht in dunklen Kanälen versickert. Das müsse sehr gut vorbereitet sein.