DOMRADIO.DE: Woher kamen denn die Frauen und Männer, die sich am Wochenende getroffen haben?
Maria Mesrian (Theologin und Aktivistin bei Maria 2.0): Wir waren vernetzt von Düsseldorf bis Bonn. Das Nachbarbistum Aachen war vertreten, auch Teilnehmer aus Krefeld waren da. Von überall her waren Leute gekommen.
DOMRADIO.DE: Was wurde da besprochen?
Mesrian: Wir haben erst einmal Maria 2.0 für diejenigen, die die Bewegung noch nicht kannten, vorgestellt. Es waren sehr viele Koordinatoren und Koordinatorinnen von schon bestehenden Gruppen da. Es wurde darüber gesprochen, was wir fordern und in welche Richtung unsere Bewegung gehen soll. Wir streben nach Gleichberechtigung und Erneuerung dieser Kirche, dass sie wieder eine Heimat für die Menschen wird.
DOMRADIO.DE: Können Sie uns das Ziel der Bewegung noch einmal zusammenfassen?
Mesrian: Ich spreche in erster Linie für mich, aber ich glaube, dass es das Gesamtziel der Bewegung gut zusammenfasst: Die Kirche soll wieder ein menschliches Antlitz bekommen und sie soll der Logik des Evangeliums folgen. Logik des Evangeliums meint Gerechtigkeit und Barmherzigkeit als DNA des Evangeliums. Wir wollen eine Kirche, die niemanden ausschließt, sondern jeden einlädt, der aufrichtig nach Gott fragt.
DOMRADIO.DE: Was würden Sie sagen, wie ist die Stimmung bei den Beteiligten von Maria 2.0? Schwingt da ein bisschen Resignation mit?
Mesrian: Nein, das auf keinen Fall. Wir verfallen in kein Lamentieren, was mich selbst immer wieder überrascht. Wir waren fassungslos darüber, was nach der Missbrauchsstudie immer noch passiert. Wir sind dynamisch und nach vorne gerichtet, denn wir wissen, dass wir etwas verändern können. Wir sind frei und unabhängig und wir begeistern viele Leute, die nach langen Jahren wieder zurück in die Gemeinden finden.
Das ist für mich persönlich das Schönste, wenn Frauen nach dem Gottesdienst zu mir kommen und sagen, dass sie seit 20 Jahren nicht mehr in der Gemeinde waren und durch Maria 2.0 wieder eine Heimat gefunden haben. Das ist Evangelisierung im besten Sinne.
DOMRADIO.DE: In zwei Wochen beginnt der Synodale Weg der Kirchen in Frankfurt. Da sind Sie auch dabei, oder?
Mesrian: Ja, wir haben zu einem großen Gebet eingeladen. Es werden Frauenverbände wie der Katholischer Frauengemeinschaft Deutschland (kfd) und dem Katholischen Deutschen Frauenverbund (KDFB), Wir sind Kirche - mit allen Reformgruppen, die man sich denken kann. Der Frankfurter Stadtdekan, Johannes zu Eltz, hat uns die Türen des Doms geöffnet. Wir veranstalten um 19.00 Uhr ein großes Gebet im Frankfurter Dom. Um 21.00 Uhr, wenn das Programm für die Teilnehmer*innen des Synodalen Weges zu Ende ist, machen wir eine Komplet am Feuer, zu der wir alle eingeladen haben.
Dann planen wir noch etwas Großes am Weltfrauentag am 8. März in Köln. Das werden wir rechtzeitig über die sozialen Netzwerke und die Medien verbreiten. Wir sind am Start, genauso wie unsere Aktionswoche ab dem 9. Mai, die wir auch dieses Jahr wieder durchführen werden.
DOMRADIO.DE: Was versprechen Sie sich vom Synodalen Weg?
Mesrian: Ein Weg ist ein Weg. Es ist erst mal ein Weg, auf den alle sich begeben. Maria 2.0 ist nicht in den Foren. Wir wurden gefragt, aber wir sind absichtlich draußen geblieben, begleitend. Ich denke, man muss diesem Weg auf jeden Fall eine Chance geben. Es ist der Anfang eines Diskurses, der viel zu lange nicht geführt wurde. Und da werden unterschiedliche Positionen zum Ausdruck gebracht werden.
Für mich ist das Wichtige, dass wir immer bedenken, dass Gott der Größere ist und dass unsere Fragen, die wir haben, immer nur auf den hinweisen können. Wir zeigen auf Christus. Wir sind nicht Christus, sondern wir können nur hinweisen auf ihn und auf das, was er uns vorgelebt hat. Das ist für mich das Evangelium und darin besteht für mich die Logik, warum ich mich engagiere.
Das Gespräch führte Martin Bornemeier.