Kardinal Marx würdigt Zeugnis Karl Leisners

"Wirken bis heute präsent"

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat zum 25. Jahrestag der Seligsprechung von Karl Leisner an dessen Leben und Beispiel erinnert. Marx zelebrierte einen Gedenkgottesdienst in der Kapelle des Waldsanatoriums Planegg.

Reinhard Kardinal Marx (Archiv) / © Julia Steinbrecht (KNA)
Reinhard Kardinal Marx (Archiv) / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Dabei sagte er, nicht das Streben nach Macht, sondern "die Bereitschaft, sich hinzugeben und zu lieben" sei "das zentrale Wesen des Priestertums", wie seine Pressestelle am Donnerstag mitteilte. Gerade Leisner (1915-1945) habe "das Priestertum nicht als eine Ehre verstanden, die sich über andere Menschen erhebt, sondern als ein Opfer, das sich einfügt in das Pascha-Geheimnis Jesu: Wer sein Leben verliert, wird es gewinnen".

"Wirken bis heute präsent"

Der Blick auf den Seligen, der im Dezember 1940 in das KZ Dachau deportiert wurde, kann laut Marx helfen zu begreifen, was von der Kirche jetzt gefordert werde. Dazu gehörten Diskussion und Überlegen, aber vor allem, Christus sichtbar zu machen. Denn dieser sei nicht Vergangenheit, sondern Gegenwart und Zukunft. Das sei dem Seligen "auch in Dachau, wo eine ganze Macht gegen ihn stand", immer klar gewesen.

Deswegen seien "sein Wirken bis heute präsent" und "sein Glaube bis heute wirksam". Es komme nicht auf die Machtdemonstration der Kirche an, sondern darauf, ob "sie Zeugnis ablegt von Christus". Diese Haltung habe Leisner der Kirche mit auf den Weg gegeben.

Der 1915 in Rees am Niederrhein geborene Leisner studierte Theologie in Münster und empfing 1939 die Diakonweihe. Noch bevor er zum Priester geweiht werden konnte, musste Leisner infolge einer Tuberkuloseerkrankung Anfang Juni 1939 zu einem Kuraufenthalt in den Schwarzwald. Dort soll er sich nach Bekanntwerden des misslungenen Münchner Hitler-Attentats von Georg Elser kritisch über die Nationalsozialisten geäußert haben. Mitpatienten denunzierten Leisner, er wurde verhört und in Freiburg, später in Mannheim inhaftiert.

Von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen

Am 15. März 1940 folgte Leisners Deportation ins KZ Sachsenhausen, im Dezember kam er ins KZ Dachau. Dort konnte der mittlerweile schwer Erkrankte am 17. Dezember 1944 durch den ebenfalls inhaftierten Bischof Gabriel Piguet von Clermont-Ferrand heimlich zum Priester geweiht werden.

Leisner feierte als Neupriester auch seine erste und einzige Heilige Messe im KZ. Am 4. Mai 1945 wurde er aus Dachau befreit und in das Lungensanatorium bei Planegg gebracht, wo er am 12. August 1945 verstarb. Am 12. Januar 1996 verkündete Papst Johannes Paul II. die Seligsprechung Leisners, die er am 23. Juni 1996 in Berlin vollzog.


Quelle:
KNA