Wie die Wiener Stiftung "Pro Oriente" am Samstag mitteilte, hat der Heilige Synod von Konstantinopel beschlossen, die Erzeparchie für die Gemeinden russisch-orthodoxer Tradition in Europa aufzulösen und sie den örtlichen Eparchien des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel einzugliedern.
Pastorale und spirituelle Notwendigkeit der Gegenwart
Das entsprechende Dekret ("Tomos") von 1999 über die Beauftragung eines Erzbischof-Exarchen für diese Gemeinden - zuletzt war dies Bischof Jean (Renneteau) - wurde demnach bereits am Donnerstag zurückgezogen. Als Grund nannte Konstantinopel laut der Stiftung die "pastoralen und spirituellen Notwendigkeiten der Gegenwart". Die Umstände, die zur Gründung des Exarchats nach der Oktoberrevolution 1917 geführt hätten, hätten sich gewandelt.
Damals sei es um die Bewahrung der "reichen spirituellen Tradition Russlands" nach der blutigen Verfolgung durch das atheistisch-kommunistische Regime gegangen. Nun gehe es darum, die Verbindung der Pfarrgemeinden russischer Tradition mit der Mutterkirche von Konstantinopel zu stärken.
Erzbischof Jean völlig überrascht
Völlig "überrascht" zeigte sich laut "Pro Oriente" Erzbischof Jean (Renneteau) von der Entscheidung, die ihm der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. persönlich mitgeteilt habe. Er sei zuvor nicht konsultiert worden, sondern bei einem Arbeitsbesuch im Phanar in Istanbul mit der Entscheidung konfrontiert worden. Das Exarchat teilte auf seiner Website mit, dass für den 15. Dezember eine "Pastoralversammlung" geplant sei, um Priester und Gläubige über die Situation zu informieren.
Das Exarchat mit Sitz in Paris umfasst den Angaben zufolge derzeit 65 Pfarrgemeinden, zwei Klöster und sieben Mönchsgemeinschaften. Rund 100 Priester und 30 Diakone sind in der Seelsorge tätig.