Zentralrat der Muslime fordert Kampf gegen antimuslimischen Rassismus

"Stärker bekämpfen"

Angriffe auf Moscheen, Anfeindungen gegen Frauen mit Kopftuch. Wie sicher ist muslimisches Leben in Deutschland? Der Zentralrat der Muslime fordert eine konsequente Haltung gegen Islamfeindlichkeit in Politik, Medien und Gesellschaft.

Gläubiger betet in einer Moschee / © PeopleImages.com - Yuri A (shutterstock)

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) ruft dazu auf, konsequenter gegen Islamfeindlichkeit und antimuslimischen Rassismus vorzugehen. "Die zunehmende Zahl islamfeindlicher Angriffe, Hassreden und Diskriminierungen zeigt, dass wir handeln müssen", erklärte der ZMD-Vorsitzende Abdassamad El Yazidi am Samstag in Köln zum Internationalen Tag gegen antimuslimischen Rassismus.

Zugleich erinnerte er an den rechtsterroristischen Anschlag auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch vor sechs Jahren mit 51 Toten: "Dieses Massaker war kein Einzelfall, sondern Ausdruck eines weltweit zunehmenden antimuslimischen Rassismus." Daher brauche es ein entschiedenes Vorgehen gegen die Verbreitung von Islamfeindlichkeit und Hass.

Die evangelische Bischöfin  Fehrs spricht in Hamburg auf einer Friedenskundgebung für die Christchurch-Opfer / © Markus Scholz (dpa)
Die evangelische Bischöfin Fehrs spricht in Hamburg auf einer Friedenskundgebung für die Christchurch-Opfer / © Markus Scholz ( (Link ist extern)dpa )

Eigener Beauftragter für das Thema?

Der ZMD fordert daher "die Einsetzung eines oder einer Beauftragten für muslimisches Leben und gegen antimuslimischen Rassismus, um strukturellen Rassismus und Islamfeindlichkeit sichtbar zu machen, Maßnahmen zu koordinieren und eine stärkere politische Verankerung des Themas zu gewährleisten". Außerdem müsse es einen besseren Schutz für Moscheen und muslimische Einrichtungen geben, um Angriffe zu verhindern, so El Yazidi weiter.

Darüber hinaus forderte er "ein entschiedenes Bekenntnis gegen antimuslimischen Rassismus seitens aller demokratischen Akteure" sowie eine "faire und differenzierte Berichterstattung, die Vorurteile abbaut statt verstärkt". Politik, Medien und Gesellschaft müssten sich entschieden gegen Hass und Hetze stellen: "Es ist an der Zeit, Solidarität zu zeigen und gemeinsam für eine offene und gerechte Gesellschaft einzutreten."

Deutlich mehr Angriffe auf Moscheen

2023 seien in Deutschland 1.464 islamfeindliche Straftaten registriert worden, fügte El Yazidi hinzu: "Darunter 70 Angriffe auf Moscheen - ein alarmierender Anstieg um über 140 Prozent im Vergleich zum Vorjahr." Außerdem habe die Dokumentationsstelle Claim 1.926 Fälle antimuslimischer Diskriminierung erfasst - mehr als doppelt so viele wie 2022: "Besonders betroffen sind muslimische Frauen mit Kopftuch, die überproportional häufig Anfeindungen erleben."

Auch Untersuchungen wie die Leipziger Autoritarismus-Studie 2024 und die FES-Mitte-Studie 2023 zeigten, dass rassistische und islamfeindliche Einstellungen in der Gesellschaft zunehmend salonfähig würden.

Zentralrat der Muslime

Von den etwa vier Millionen in Deutschland lebenden Muslimen ist nur ein Teil in religiösen Gemeinden oder Vereinen organisiert. Religiöse Gemeinschaften müssen keine Mitgliederzahlen nennen - eine exakte Übersicht gibt es nicht.

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland mit Sitz in Köln ist der bekannteste der Verbände. Er hat 24 muslimische Organisationen als Mitglieder. Unter den Dachverbänden gehört er aber zu den kleinen - mit 300 Moscheegemeinden und 15 000 bis 20 000 Mitgliedern. Damit vertritt er eine Minderheit der Muslime in Deutschland. (dpa)

Symbolbild Islam / © okanozdemir (shutterstock)