In einem Beitrag für die "Herder Korrespondenz" schreibt der Wiener Theologe Paul Michael Zulehner, dass ein Nachdenken über die Priesterweihe von verheirateten, in Kirchengemeinden vor Ort ehrenamtlich engagierten Frauen und Männer erforderlich sei.
Gemeinsames Positionspapier mit Bischof Lobinger
Der Theologe verwies auf ein gemeinsam mit dem früheren südafrikanischen Bischof Fritz Lobinger erarbeitetes Positionspapier. Demnach sollen die Kirchengemeinden aus ihrer Mitte Frauen und Männer ("personae probatae") benennen, die eine dreijährige seelsorgliche Ausbildung erhalten und dann in ein "Ältestenteam" geweiht werden. Damit würden sie "Priester anderer Art". Bislang können in der katholischen Kirche nur unverheiratete Männer die Priesterweihe erhalten.
Ausdrücklich wendet sich das Papier gegen das ebenfalls diskutierte Modell der "viri probati", nach dem verheiratete und bei der Kirche hauptamtlich beschäftigte Männer geweiht werden sollen. Hauptamtliche sollten eher in professionell aufgestellten pastoralen Projekten angesiedelt werden.
Lebendige Basis fördern
Noch wichtiger als die Frage nach mehr Priestern sei es, so Zulehner, an der Basis lebendige Gemeinden zu fördern, die von allen Mitgliedern getragen werden. "Ziel ist es, möglichst viele für eine missionarische Grundhaltung zu gewinnen." Kein Mitglied einer Gemeinde sei "unberufen oder unbegabt".
Im Blick auf die Amazonas-Bischofssynode wird darüber spekuliert, ob Papst Franziskus für das dünn besiedelte südamerikanische Amazonas-Gebiet mit weit verstreuten Gemeinden und wenigen Priestern die Zulassungsvoraussetzungen zum Priesteramt ändert.