Abendmahl: Was geschieht beim Abendmahl? Verwandeln sich Brot und Wein tatsächlich in Leib und Blut Christi "Transsubstantiation")? Ist Christus in Brot und Wein lebendig anwesend ("Realpräsenz")? Oder ist es nur eine symbolhafte Erinnerung an die biblische Szene? Katholiken, Lutheraner und Reformierte trennt nicht zuletzt diese Frage.
Bartholomäusnacht: wird auch "Pariser Bluthochzeit" genannt und war ein Pogrom an Tausenden französischen Protestanten, den Hugenotten. Es fand in der Nacht zum 24. August 1572 ("Bartholomäustag") statt. Admiral Gaspard de Coligny und weitere Führer der Hugenotten wurden ermordet, als sie sich zur Hochzeit des Protestanten Heinrich von Navarra (des späteren Königs Heinrich IV.) mit der katholischen Prinzessin Margarete von Valois in Paris versammelten.
Calvinismus: zählt zu den reformierten Kirchen innerhalb des Protestantismus. Begründer ist der Genfer Reformator Johannes Calvin (1509-1564).
Dienst/Amt: Für Martin Luther zählt das "Allgemeine Priestertum" aller Getauften. Die Verwaltung der Sakramente soll allen obliegen, nicht nur den Geistlichen; allerdings braucht es eine Beauftragung durch Gemeinde oder Vorgesetzten.
Evangelisch: vom altgriechischen Wort Evangelium (Frohe Botschaft) abgeleitete Bezeichnung für die lutherischen und reformierten Kirchen; auch Selbstbezeichnung für viele Freikirchen.
Fronleichnam: Mit diesem aus dem Mittelalter stammenden Schaufest, dessen althochdeutscher Name etwa "Fest des Leibes und Blutes Christi" bedeutet, erinnern die Katholiken an die Gegenwart Jesu im Sakrament der Eucharistie. Luther bezeichnete den Feiertag 1527 als "allerschädlichstes Jahresfest", dem die biblische Grundlegung fehle.
Gnade: Luther versteht das Gnadenhandeln Gottes vor allem als Rechtfertigung des Menschen. Nicht mit eigenen Werken kann sich der Sünder Gottes Gnade erarbeiten, sondern nur Gott selbst rechtfertigt/begnadigt ihn aus freien Stücken ("sola gratia"; lat. nur durch die Gnade). In der modernen Theologie heißt es heute, die Differenzen in der Rechtfertigungs-/Gnadenlehre hätten keine Kirchenspaltung notwendig gemacht. Die "Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre" von Vatikan und Lutherischem Weltbund von 1999, die einen Konsens in dieser Frage bestätigt, wurde inzwischen auch von Methodisten, Reformierten und Anglikanern anerkannt.
Heilige: Als sozusagen institutionalisierte Vermittler zwischen Gott und den Menschen gibt es sie in den protestantischen Kirchen nicht - was nicht heißt, dass nicht Bekenner der Kirchengeschichte "wie Heilige" verehrt und hochgehalten werden; etwa Martin Luther, Frere Roger, Martin Luther King, Dietrich Bonhoeffer oder Desmond Tutu.
Interkommunion: Mit dem gemeinsamen Empfang von Brot und Wein durch Christen verschiedener Konfessionen tut sich vor allem die katholische Kirche schwer. Grund ist das theologisch sehr unterschiedliche Verständnis vom Abendmahl (s. dort).
Jesus: hatte sicher nicht vor, Dutzende Kirchen mit unterschiedlichen Konfessionen, Riten und Glaubensbekenntnissen zu gründen. Aber 2.000 Jahre sind eine lange Zeit, und die Welt ist groß. Kloster: Eigentlich stehen nach Auffassung des einstigen Augustinermönchs Luther Klosterleben und -gelübde im Widerspruch zu seiner Gnaden- und Rechtfertigungslehre (s. dort). Dennoch gibt es allein derzeit im deutschsprachigen Raum rund 30 Frauen- und etwa 10 Männerkonvente, häufig Stift (Frauen) oder Bruderschaft (Männer) genannt. Ihre Lebensform ähnelt vielfach der in katholischen Klöstern.
Luther: der Übervater aller Reformatoren. Einen Namen wie den seinen als amtliches Stadtattribut ("Lutherstadt Wittenberg", seit 1938) haben noch nicht mal Karl der Große in Aachen oder Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. in Marktl am Inn. Der 500. Jahrestag seines "Thesenanschlags" wurde 2017 allumfassend (= "katholisch") begangen.
Melanchthon: Philipp Schwartzerdt (1497-1560) spielte auch in der Bundesliga der Reformatoren und auch für Wittenberg. Als Unirektor und Professor für Altgriechisch gräzisierte er seinen deutschen Namen in Melanchthon.
Nantes, Edikt von: König Heinrich IV. gewährte den Calvinisten (Hugenotten) im katholischen Frankreich 1598 religiöse Toleranz und volle Bürgerrechte. Zugleich fixierte er den Katholizismus als Staatsreligion. Sein Edikt beendete vorübergehend die französischen Religionskriege zwischen Hugenotten, Katholiken und Königtum.
Ökumene: Das Gespräch zwischen den getrennten christlichen Konfessionen zielt auf mehr Zusammenarbeit und letztendlich auf eine Überwindung der Kirchenspaltungen. Nähe bzw. Ferne zwischen den einzelnen Gesprächspartnern in Fragen von Lehre und Kirchendisziplin, aber auch Kultur und Geschichte, haben wesentlichen Einfluss auf die jeweiligen Erfolgsausaussichten.
Papst: Als Bischof von Rom Nachfolger des Apostels Petrus und als solcher Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche, kommt ihm auch in der gespaltenen Christenheit ein gewisser Ehrenrang zu. Doch kann er in Zukunft auch ein "Primus inter pares" und eine Art "Sprecher aller Christen" werden? Die Zustimmung zu einem solchen Ökumene-Modell ist keineswegs einhellig.
Quedlinburg: Grablege des Sachsenkönigs Heinrich I. (919-936). Der Domschatz gehört zu den bedeutendsten Deutschlands. Die Kirche, im Mittelalter Sitz eines reichen Damenstifts, wird nach der zwischenzeitlichen Entweihung durch die Nationalsozialisten wieder von der evangelischen Kirchengemeinde des Ortes genutzt.
Reliquienverehrung: ist nichts für Protestanten. Luther sagte einst zur Jakobus-Wallfahrt ins spanische Santiago de Compostela: "Da haben wir nu nichts gewiß von dem: etlich sagen, er lig in Frankreich zuo Thalosa, aber sy seind jrer sach auch nit gewiß. Darumb laß man sy ligen und lauff nit dahin, dann man waißt nit ob sant Jacob oder ain todter hund oder ein todts roß da liegt, ... laß raisen wer da wil, bleib du dahaim."
Schrift, Heilige: Der Ausdruck "sola scriptura" (lat. für "allein durch die Schrift") steht für den theologischen Grundsatz der Reformatoren, nach dem die christliche Botschaft hinreichend durch die Bibel vermittelt wird und nicht der Ergänzung durch weitere kirchliche Überlieferungen bedarf (s. Tradition).
Tradition: Mit Tradition wird allgemein die Übernahme und Weitergabe von Gedankengut und Lebensweisen früherer Zeiten bezeichnet. In der katholischen Überlieferung ist damit die Geschichtlichkeit des Glaubens gemeint, also etwa frühchristliche Lehrschriften ("Kirchenväter"), das Vorbild der Heiligen oder die Fortschreibung von Theologie. Die Tradition wird der biblischen Offenbarung als Quelle des Glaubens beigestellt; im Grunde ist auch die Herausbildung des Kanons der biblischen Schriften eine Sache der Tradition.
Urbi et orbi: Zu Weihnachten und Ostern erteilt der Papst den Segen "Urbi et orbi", aus dem Lateinischen übersetzt: "der Stadt und dem ganzen Erdkreis". In dieser Formel kommt der weltumfassende Anspruch der katholischen Kirche zum Ausdruck. Sie geht auf die römische Antike zurück. Damals galt Rom als Inbegriff der Stadt (urbs) schlechthin und als Mittelpunkt der Erde (orbis).
Vorreformatoren: Als "vorreformatorische Bewegungen" gelten etwa die Waldenser, John Wyclif oder der böhmische Prediger Jan Hus. Sie vertraten im 12. bis 15. Jahrhundert zum Teil Ansichten und Themen wie später die Reformatoren.
Wurst: Ein demonstratives Wurstessen am ersten Fastensonntag 1522 als Absage an nichtbiblische Kirchengebote war in Zürich der inoffizielle Auftakt der Reformation.
X-Chromosom: Die Priesterweihe für Frauen ist heute ein schwerer Stolperstein in den ökumenischen Beziehungen zwischen katholischer und orthodoxer Kirche einerseits und den Kirchen der Reformation andererseits.
Y-Chromosom: Die katholische Kirche steht in den derzeitigen Reformdebatten als "Männerkirche" am Pranger. Weiheämter für Frauen sind nicht vorgesehen. In Umsetzung sind mehr höhere Leitungsämter, die nicht ans Priesteramt gebunden sind, für Frauen.
Zwingli: Der Schweizer Theologe und Prediger Huldrych Zwingli (1484-1531) führte in Zürich die Reformation ein. Aus der Zürcher und der Genfer Reformation ging die reformierte Kirche hervor (in Abgrenzung zum lutherischen Bekenntnis; s. auch Calvinismus).