DOMRADIO.DE: Lourdes ist ein kleines, beschauliches Pyrenäen-Städtchen in Frankreich, ein Marien-Wallfahrtsort. Dort bot sich aber nun ein ganz besonderes Bild. 14.000 Soldaten aus 50 Nationen sind zur Soldaten-Wallfahrt nach Lourdes gekommen, die dieses Jahr zum sechzigsten Mal stattfand. Wie sah das denn aus vor Ort?
Martin Korden( DOMRADIO.DE-Redaktion): Es war in jeder Hinsicht ein buntes Bild. Man sah Soldaten, die in ihren Uniformen in die Basilika zur großen Pfingstmesse eingezogen sind. Die unterirdische Basilika liefert Platz für gut 20.000 Menschen. Zusammen mit den Angehörigen der Soldaten wurde das tatsächlich auch rappelvoll. Militär-Bischöfe und Militär-Geistliche aus allen Ländern sind zusammen eingezogen. Ich fand es doch zunächst sehr gewöhnungsbedürftig, in dieser großen Halle zusammen Pfingsten zu feiern. Aber dann habe ich gedacht, dass es doch der ideale Pfingst-Gottesdienst gewesen ist.
DOMRADIO.DE: Inwiefern? Das musst du erklären.
Martin Korden( DOMRADIO.DE-Redaktion): Das ist ja eigentlich so wie auch die Bibel von diesem Pfingst-Tag erzählt, wie man sich diesen Tag vorstellen kann: Es ist ein riesiges Durcheinander gewesen, alle Menschen kamen zusammen und man hörte sie in den unterschiedlichen Sprachen sprechen. Dann wird in der Bibel noch erzählt, dass alles von einem Brausen erfüllt war. Da finden sich viele Parallelen zur Wallfahrt: Gerade unten in der Halle war auch ein ständiger Durchzug. Alle redeten durcheinander. Das war überhaupt nicht besinnungsvoll im ersten Moment.
Aber dann hat man doch gedacht: Okay, das was hier zusammen kommt, das ist doch eigentlich der gemeinsame Glaube. Der Geburtstag der Kirche, von dem man an Pfingsten erzählte, ist hier heute spürbar gewesen. Die ganze Halle mit so vielen Nationen war im gemeinsamen Glauben versammelt. Insofern war das heute ein wirklich spürbares Pfingst-Erlebnis mit dem Geist Gottes, der hier die Soldaten aus den verschiedenen Ländern im Glauben vereint hat.
DOMRADIO.DE: Jetzt ist Lourdes ein ganz besonderer Marien-Wallfahrtsort. Wie passt denn das mit den Soldaten zusammen?
Martin Korden( DOMRADIO.DE-Redaktion): Lourdes ist ja der Ort der Wunder. Hier soll ja Maria Bernadette Soubirous erschienen sein. Viele Heilungswunder sollen hier bereits geschehen sein. Und das, was wir im Moment erleben, ist eigentlich auch ein Wunder. Man muss überlegen: Vor 60 Jahren haben Soldaten verschiedener Nationen zum ersten Mal eine Wallfahrt gemacht. Das war damals auch ein Wunder, denn nur wenige Jahre zuvor haben sich diese Soldaten ja noch verfeindet gegenüber gestanden. Was hier vor 60 Jahren funktioniert hat, hat niemand für möglich gehalten.
Der französische Militärbischof hat damals erstmals eingeladen. Es war noch eine recht kleine Gruppe von Soldaten aus wenigen Nationen. Heute, 60 Jahre später, sind es 50 Nationen und 14.000 Soldaten, die zusammengekommen sind. Und es gab einen ganz besonderen Moment bei der Eröffnungsfeier. Denn jeder Soldat, jeder Teilnehmer, hat ein Kreuz bekommen. Das haben sie dann hochgehalten und der Bischof hat diese Kreuze gesegnet. Das war doch erstaunlich zu sehen, denn das, was diese ganzen Nationen, die einmal verfeindet gegenüberstanden, heute eint, ist das Kreuz. Und bei diesem Bild kann man sich schwerlich vorstellen, dass diese Menschen noch einmal zu Feinden werden können.
Das Gespräch führte Christoph Paul Hartmann.