In der Sendung erklärt der Stockholmer Bischof Anders Arborelius, bereits im November 2008 Informationen über das Interview, in dem der Traditionalisten-Bischof Williamson die Existenz von Gaskammern leugnete, an die Stockholmer Nuntiatur weitergeleitet zu haben.
Der Papst-Botschafter in Schweden, Erzbischof Emil Paul Tscherrig, war nicht zu einem Interview vor laufender Kamera bereit. Allerdings erklärte er nach Angaben von Reporter Ali Fegan, unmittelbar nach Erhalt der Informationen mehrere Personen im Vatikan kontaktiert zu haben. Dazu habe auch der für die Kontakte zu den Traditionalisten zuständige Kardinal Castrillon gehört.
Kasper: Castrillon beging Fehler
Der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Walter Kasper, erklärte in dem im Juli in Schweden geführten Interview, im Umfeld der Williamson-Affäre seien im Vatikan Fehler begangen worden - von denen, die dafür verantwortlich seien. Auf die Frage des schwedischen Journalisten Ali Fegan, ob auch Castrillon Fehler begangen habe, erklärte Kasper: «Ich denke, er ist einer von ihnen ja, weil er eine Hauptfigur in dieser Sache war.» Allerdings sei es nicht seine Aufgabe, andere Kardinäle zu beschuldigen.
In einem im Internet veröffentlichten Schreiben an «Uppdrag Granskning» wird Vatikansprecher Federico Lombardi mit den Worten zitiert, er habe zum Zeitpunkt der Ausstrahlung des Williamson-Interviews keinerlei Kenntnis davon gehabt. Er sei erst danach von der schwedischen Sektion von Radio Vatikan informiert worden. Weiter heißt es: «Kardinal Castrillon hat mir kein Wort davon gesagt.» Als Lombardi seine Vorgesetzten über seine Erkenntnisse zu Williamson informiert habe, sei die Exkommunikation bereits aufgehoben gewesen.
Der Vatikansprecher betont in dem Schreiben, er sei fest davon überzeugt, dass auch Papst Benedikt XVI. vor seiner Entscheidung, die Exkommunikation aufzuheben, nicht von Williamsons Holocaust-Leugnung gewusst habe. Das hatte auch der Papst selbst im März in einem Brief an alle Bischöfe der Weltkirche erklärt. Lombardi bekräftigte dies am Mittwoch erneut in einer offiziellen Vatikan-Erklärung.
Castrillon, der sich mittlerweile im Ruhestand befindet, war laut «Uppdrag Granskning» nicht zu einem Interview bereit. Noch am 29. Januar, acht Tage nach der Ausstrahlung des Williamson-Interviews im schwedischen Fernsehen und fünf Tage nach der offiziellen Bekanntgabe der Aufhebung der Exkommunikation, hatte Castrillon der italienischen Tageszeitung «Corriere della Serra» erklärt, nichts von dem Interview gewusst zu haben.
Williamson: Castrillon steht uns nahe
In der TV-Sendung wurden auch Ausschnitte eines Video-Interviews der Priesterbruderschaft St. Pius X. mit dem Holocaust-Leugner Williamson gezeigt. Darin berichtete der Traditionalisten-Bischof, dass Castrillon «wirklich versucht hat, der Priesterbruderschaft zu helfen». Er habe «eine Reihe von Mitgliedern der Bruderschaft kennengelernt und mag uns auf einer menschlichen Ebene», so Williamson: «Ich denke, dass er uns mag, weil wir für unseren Glauben eintreten.»
Williamson-Affäre: Verantwortlicher Kardinal soll informiert gewesen sein
Wer wusste wann was?
Der für die Traditionalisten zuständige frühere Kurienkardinal Dario Castrillon Hoyos wusste offenbar schon Monate vor der Aufhebung der Exkommunikation des Briten Richard Williamson von dessen Holocaust-Leugnung. Das berichtete die schwedische TV-Sendung "Uppdrag Granskning" ("Auftrag: Nachforschung") am Mittwochabend unter Berufung auf führende Vatikanvertreter wie Papstsprecher Federico Lombardi.
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