Das wisse er, weil er mehrmals mit ehemaligen Mitgliedern der Religionsgemeinschaft gesprochen habe. Der Außenamtschef des orthodoxen Moskauer Patriarchats äußerte sich laut der Nachrichtenagentur Interfax gegenüber dem russischen Fernsehen.
Kritik von Merkel an Verbot
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kritisierte bei einem Treffen mit Russlands Präsident Waldimir Putin im russischen Sotschi unterdessen das Verbot der Zeugen Jehovas. Sie rief Putin bei der gemeinsamen Pressekonferenz auf, die Menschenrechte von Minderheiten in seinem Land zu schützen und verwies auf die Rechte der Zeugen Jehovas sowie von Homosexuellen.
Auch die katholische Kirche in Russland hatte die Gerichtsentscheidung gegen die Zeugen Jehovas gerügt. Alle religiösen Gemeinschaften hätten ein Recht zu existieren, sagte der Generalsekretär der Russischen Bischofskonferenz, Igor Kowalewski, am Wochenende. Zugleich äußerte er die Sorge, dass das Urteil auch die Angst vor neuen Einschränkungen für die katholische Kirche im Land schüren könne. Die Regierung müsse den Bürgern versichern, "dass die Gewissensfreiheit bestehen bleibt".
Einstufung als extremistische Gruppe
Russlands Oberster Gerichtshof hatte am 20. April auf Antrag des Justizministeriums die Zeugen Jehovas als extremistische Gruppe eingestuft, weil sie die öffentliche Ordnung bedrohten und Familien zerstörten. Die Zentrale der Gruppe und ihre 395 Regionalverbände würden geschlossen, ihr Besitz beschlagnahmt, hieß es. Nach Angaben von Menschenrechtlern drohen Zeugen Jehovas, die ihren Glauben weiter ausüben, künftig Strafverfolgung, Geldstrafen oder bis zu zehn Jahre Haft.
Die Zeugen Jehovas wurden in Russland 1991 und erneut 1999 registriert, sind jedoch aufgrund von Zettel-Verteilaktionen und Predigten an den Haustüren häufig Inhaftierungen und Polizeirazzien ausgesetzt. Ihre Mitglieder wurden wiederholt angegriffen und ihr Eigentum zerstört.