Papst lobt und bestärkt Kolumbiens Jugend

"Potenzial, um das Land aufzubauen"

Tag eins der Papstreise in Kolumbien. Franziskus hat schon am Vormittag mit Vertretern aus Politik und Gesellschaft gesprochen. Aber kurz drauf wendete er sich an die Jugend des Landes. Denn in ihnen erkennt er "notwendiges Potenzial".

Papst Franziskus wird von Kindern in Bogota (Kolumbien) umarmt. / © Fernando Vergara (dpa)
Papst Franziskus wird von Kindern in Bogota (Kolumbien) umarmt. / © Fernando Vergara ( dpa )

Papst Franziskus hat in einer Ansprache an die Menschen auf der Plaza Bolivar in Bogota der Jugend des Landes Mut zugesprochen. "Ich bin sicher, dass in euch das notwendige Potenzial steckt, um das Land aufzubauen, von dem wir immer geträumt haben", sagte er am Donnerstagvormittag (Ortszeit) vor der Residenz des Erzbischofs, Kardinal Ruben Salazar Gomez. Junge Menschen seien fähig, "etwas sehr Schwieriges zu tun, nämlich zu verzeihen".

Immer wieder gab es Applaus des Publikums, das den gesamten Platz füllte. Der Papst wandte sich bei seiner aus einem Fenster heraus gehaltenen Ansprache immer wieder auch in kurzen freien Einwürfen auf Spanisch an seine Zuhörer.

Papst: "Helft uns Älteren"

"Es ist bemerkenswert, wie ihr euch nicht von alten Geschichten einwickeln lasst", lobte Franziskus, "wie ihr verwundert schaut, wenn Erwachsene Vorfälle der Spaltung wiederholen, nur weil wir in unserem Groll verharren." Die wichtigste Botschaft aber sei, so der Papst: "Gott liebt euch ... und ermutigt euch, weiter den Frieden zu suchen und zu ersehnen, und zwar echten, dauerhaften Frieden."

Die Kraft, die Gesellschaft zum Besseren zu verändern, gebe ihnen Jesus Christus. Sein "Feuer der Liebe" reiche, um die ganze Welt zu entzünden. Dabei bewahrten sich junge Menschen ein Gespür, das Leiden anderer Menschen zu erkennen. "Helft uns Älteren, uns nicht an den Schmerz und an die Verlassenheit zu gewöhnen", sagte Franziskus.

Schmerzen anderer verstehen

Allerdings erlebten auch schon Jugendliche, dass nicht alles schwarz und weiß sei, so Franziskus. Die Gefahr, dabei alles zu relativieren, bestehe nicht, wenn man den Schmerz leidender Menschen verstehe.

Am Schluss seiner Ansprache wandte sich der Papst an die Kolumbianer jedes Alters: "Mögen euch die Schwierigkeiten nicht niederdrücken, die Gewalt nicht entmutigen, das Böse nicht besiegen!" Unmittelbar vor seiner Rede an das kolumbianische Volk hatte der Papst die Kathedrale von Bogota besucht, dort für Frieden und Gerechtigkeit gebetet und vor dem Bildnis Marias einen Rosenkranz als Geschenk hinterlassen.

Nach der Ansprache auf dem Platz begibt sich der Papst zu einem rund einstündigen Treffen mit den Bischöfen Kolumbiens. Für den Nachmittag (Ortszeit) sind eine Ansprache und ein Austausch mit der Leitung des Lateinamerikanischen Bischofsrates (CELAM) sowie zum Abschluss des Tages ein großer Gottesdienst im Simon-Bolivar-Park von Bogota vorgesehen.

Papst betet in Kathedrale von Bogota

Zuvor hatte Papst Franziskus in der Kathedrale von Kolumbiens Hauptstadt Bogota für Frieden und Gerechtigkeit im Land gebetet. Trotz einiger Minuten Verspätung im Zeitplan verharrte er zunächst längere Zeit konzentriert in stillem Gebet vor dem Gemälde der Heiligen Jungfrau von Chiquinquira. Das Bildnis war auf Wunsch des Papstes nach Bogota gebracht worden.

Beim Einzug in die Kathedrale hatten Kardinal Ruben Salazar Gomez, Erzbischof von Bogota, sowie weitere Kirchenvertretern des Landes den Papst begrüßt. Gemeinsam Laut Vatikanangabe ist in der Kathedrale Platz für bis zu 3.000 Menschen. Gemeinsam mit ihnen sprach der Papst eine Litanei.

Danach folgte sein kurzes Friedensgebet. Vor dem Madonnenbild hinterließ Franziskus einen goldenen Rosenkranz als Geschenk. Zum Abschluss seines Besuchs der Kathedrale schrieb er einen Eintrag ins historische Gästebuch.

Die Wallfahrtsstätte

Seit 1919 ist die Jungfrau von Chiquinquira die Heilige Schutzpatronin Kolumbiens. Am 3. Juli 1986 hatte Papst Johannes Paul II. die Wallfahrtsstätte besucht und für den Frieden Kolumbiens gebetet. Das "Wunder" der selbstständigen Restaurierung des Gnadenbildes der Muttergottes wird auf das Jahr 1586 datiert. Danach entwickelte sich Chiquinquira zur religiösen Pilgerstätte.

Vor dem Besuch der Kathedrale hatte sich Franziskus zu einem privaten Gespräch mit Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos im Präsidentenpalast getroffen und sich ins Gästebuch der Stadt eingetragen. Auf dem Weg zur 400 Meter entfernten Kathedrale der "Unbefleckten Empfängnis" stoppte das Papamobil am Rathaus, wo ihm von Bogotas Bürgermeister Enrique Penalosa symbolisch die Schlüssel der Stadt übergeben wurden.

 


Quelle:
KNA
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