Bischof Bode bringt Bewegung in eine kontroverse Debatte

Diskussion um Segnung von homosexuellen Paaren

Die katholische Kirche und die Homosexualität – ein schwieriges Kapitel. "Keine Diskriminierung", fordert der Katechismus. Doch die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare gehe zu weit, so die Ansicht der Kirche. Das könnte sich ändern.

Homosexuelles Paar hat geheiratet / © Paul Mcerlane (dpa)
Homosexuelles Paar hat geheiratet / © Paul Mcerlane ( dpa )

In der katholischen Kirche in Deutschland könnte es zu einer vorsichtigen Öffnung für die Segnung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften kommen. Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode regt als erster katholischer Bischof des Landes eine Diskussion über die Segnung dieser Paare an.

"Man kann zum Beispiel über eine Segnung nachdenken - die nicht zu verwechseln ist mit einer Trauung", sagte er in einem Interview der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch): "Wir müssen in der Kirche ausführlicher darüber diskutieren Schweigen und Tabuisieren führt nicht weiter und verunsichert."

Bischof Franz-Josef Bode in einem Gespräch / © Hermann Pentermann (dpa)
Bischof Franz-Josef Bode in einem Gespräch / © Hermann Pentermann ( dpa )

Überraschender Vorstoß

Ein Vorstoß, der viele überrascht und der immerhin vom stellvertretenden Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz kommt, der zugleich der Dienstälteste der deutschen Ortsbischöfe ist.

Auch wenn sich die "Ehe für alle" vom Eheverständnis der Kirche unterscheide, sei diese nun politische Realität, so Bode weiter: "Wir müssen uns daher fragen, wie wir denjenigen begegnen, die diese Verbindung eingehen und die sich ja zum Teil auch in der Kirche engagieren. Wie begleiten wir sie pastoral und liturgisch? Wie werden wir ihnen gerecht?"

Bode: Müssen wir homosexuellen Paaren nicht gerechter werden?

Bode gibt zu bedenken, dass homosexuelle Beziehungen in der Kirche oft zuerst als schwere Sünde eingeordnet würden: "Wir müssen darüber nachdenken, wie wir eine Beziehung zwischen zwei gleichgeschlechtlichen Menschen differenziert bewerten", forderte der 66-Jährige: "Ist da nicht so viel Positives, Gutes und Richtiges, dass wir dem gerechter werden müssen?"

Die Organisation "Wir sind Kirche"

"Wir sind Kirche" ist ein 1995 entstandener Zusammenschluss von Katholiken, die für Veränderungen in ihrer Kirche eintreten. Eine feste Mitgliedschaft gibt es nicht. Die Sprecher der Organisation verweisen auf bundesweit mehrere Zehntausend Unterstützer. Beobachter gehen von weitaus niedrigeren Zahlen aus.

Banner mit dem Logo der Organisation "Wir sind Kirche" / © Bert Bostelmann (KNA)
Banner mit dem Logo der Organisation "Wir sind Kirche" / © Bert Bostelmann ( KNA )

Die katholische Laienorganisation "Wir sind Kirche" sprach sich in der Zeitung klar für eine Segnung aus: "Wenn Autos und wer weiß noch alles gesegnet werden, darf die Kirche gleichgeschlechtlichen Paaren den Segen nicht verweigern", sagte deren Sprecher Christian Weisner.

"Ich denke, dass es zum Glück auch Priester gibt, die gleichgeschlechtliche Paare zumindest im kleinen Kreis und ohne mediale Aufmerksamkeit segnen. Und das ist gut so."

"Wertschätzende theologische Debatte"

Die ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche forderte die katholischen Bischöfe zu einer "wertschätzenden theologischen Debatte" über die Segnung lesbischer und schwuler Paare im Gottesdienst auf.

Bei der letzten Familiensynode 2015 hätten die deutschsprachigen Bischöfe Homosexuelle um Entschuldigung für harte und unbarmherzige Haltungen der Kirche gebeten, ergänzte der Sprecher der Arbeitsgruppe, Markus Gutfleisch: "Dieser Entschuldigung müssen jetzt Taten folgen."

ZdK für kirchliche Segnung

Das oberste repräsentative Laien-Gremium, das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), plädiert dagegen für die kirchliche Segnung homosexueller Paare.

Mit Bundesministerin Barbara Hendricks (SPD) gehört dem Präsidium des ZdK erstmals eine Frau an, die mit einer Frau eine zivile Ehe eingegangen ist.

Vor kurzem hatte im Bistum Münster Bischof Felix Genn einem Pfarrer untersagt, dem Emmericher Bürgermeister Peter Hinze (SPD) und seinem Lebensgefährten im Rahmen eines Wortgottesdienstes einen "Segen für Liebende" zu spenden. Dabei hatte ein Sprecher betont, es gehe "dem Bistum nicht darum, eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft herabzuwürdigen".

Durch Medienberichte sei aber der Eindruck entstanden, dass in der Kirche eine homosexuelle Hochzeit gefeiert werde. Daher wolle man betonen, dass es einen Unterschied zwischen dem Sakrament der Ehe und einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft gebe.

Europa und die Homosexuellen-Ehe

Die Ehe gleichgeschlechtlicher Partner ist in mehr als einem Dutzend europäischer Länder bereits erlaubt. Nicht immer ist damit auch ein Adoptionsrecht verbunden - wie es nun in Deutschland wieder diskutiert wird.

Die NIEDERLANDE waren ein Vorreiter. In Amsterdam wurden 2001 die weltweit ersten homosexuellen Ehen standesamtlich geschlossen. Seit 1998 konnten gleichgeschlechtliche Paare ihre Partnerschaft bereits bei den Standesämtern registrieren lassen. Eine Adoption ist möglich.

Homo-Ehe: Für die Kirche nicht machbar (dpa)
Homo-Ehe: Für die Kirche nicht machbar / ( dpa )
Quelle:
KNA
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