"Statt auf die Tafeln zu setzen, muss die Politik dafür Sorge tragen, dass Armut entschieden bekämpft und letztlich vermieden wird", sagte er am Samstag der "Badischen Zeitung" in Freiburg.
Der Chef des Deutschen Caritasverbandes forderte eine Erhöhung des Hartz-IV-Regelsatzes um mindestens 60 Euro im Monat.
In Deutschland müsse niemand verhungern. Es gehe aber auch darum, den Armen ein menschenwürdiges Leben und ein Mindestmaß an gesellschaftlicher Teilhabe zu ermöglichen. "Die Menschen müssen die Möglichkeit haben, auch mal ins Kino zu gehen oder an Veranstaltungen teilzunehmen."
"Missbrauch von Ehrenamtlichen"
"Tafeln sind nicht dazu da, politische Probleme zu bewältigen. Sie sind entstanden, weil Ehrenamtliche keine Lebensmittel vergammeln lassen wollten", erläuterte der Prälat.
Es könne nicht angehen, dass "staatliche Stellen auf Tafeln verweisen, wenn Menschen Entlastung brauchen. So missbraucht man die Ehrenamtlichen. Es ist die Aufgabe des Sozialstaats, den Grundbedarf eines Menschen abzudecken."
Kein neues Problem
Der Caritas-Präsident widersprach der Einschätzung, es handele sich beim Konflikt um die Tafeln um einen Verteilungskampf zwischen Bedürftigen. Dieser Begriff sei sehr schädlich, vertiefe Gräben und verstärke Vorurteile.
Durch die Flüchtlinge seien Probleme wie Armut oder Wohnungsnot deutlicher sichtbar geworden. Es habe das Problem aber schon weit früher gegeben.
Alternative Lösungen
Neher wandte sich gegen Kritik am Engagement der Ehrenamtlichen in Essen. "Dass sie teilweise in die rechte Ecke gestellt werden, ist ein Unding. Vielmehr brauchen sie Unterstützung."
Die von ihnen befolgte Lösung sei allerdings nicht geeignet. "Bei anderen Tafeln begegnet man solchen oder ähnlichen Problemen, indem man für eine bestimmte Zielgruppe, zum Beispiel für Familien, Einkaufstage festlegt. Bei den Berliner Tafeln gibt es dafür ein Losverfahren."