Diskurs um Umbettung von Francos Gebeinen in Kathedrale

Furcht vor einer Wallfahrtsstätte

Die Diskussion um eine Umbettung der Gebeine von Exdiktator Francisco Franco in die Almudena-Kathedrale von Madrid geht in eine neue Runde. Die Gruft der Kathedrale komme nicht als neue Ruhestätte in Betracht, so die spanische Regierung.

Ein Porträt Francos an einem Verkaufsstand / © Paul White (dpa)
Ein Porträt Francos an einem Verkaufsstand / © Paul White ( dpa )

Spaniens Regierung will eine mögliche Verlegung des Grabes von Diktator Francisco Franco (1892-1975) in die Madrider Almudena-Kathedrale verhindern. Das kündigte Vize-Regierungschefin Carmen Calvo laut spanischen Medien am Dienstag an.

Es gebe entsprechende rechtliche "Mechanismen", so die Politikerin, die sich am Montag im Vatikan mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin getroffen hatte. Die Gruft der Kathedrale komme keinesfalls als neue Ruhestätte in Betracht. Gemeinsam mit der Kirche werde nach einer anderen Lösung gesucht, damit keine neue Wallfahrtsstätte für Faschisten entstehe.

Vatikan äußert sich nicht zu neuem Standort

Vatikansprecher Greg Burke präzisierte in einer Stellungnahme am Dienstag, dass sich Parolin der geplanten Exhumierung Francos in der von Benediktinern verwalteten Gedenkstätte "Valle de los Caidos" zwar nicht entgegenstellen werde. Allerdings habe sich der Kardinal zu keinem Zeitpunkt zur Frage eines neuen Standorts geäußert.

Die Angehörigen Francos hatten kürzlich angekündigt, die Gebeine des "Caudillo" ("Führer") in die Gruft der Hauptstadt-Kathedrale verlegen zu wollen - allerdings nur, sofern es ihnen nicht gelingen sollte, die Exhumierung im "Tal der Gefallenen" doch noch zu verhindern.

Madrids Kardinal Carlos Osoro signalisierte Anfang Oktober, dass er sich dem Vorhaben der Familie nicht widersetzen wolle, da sie über eine eigene Grabstätte in dem Gotteshaus verfüge. "Ich kann mich ihrem Anrecht nicht entgegenstellen", sagte der Erzbischof.

Heftiger Streit

In Spanien wird seit Monaten heftig über die Umbettung gestritten, die nach dem Willen der sozialistischen Regierung noch in diesem Jahr vollzogen sein soll. Ende August hatte sie ein Dekret auf den Weg gebracht, mit dem die juristischen Voraussetzungen geschaffen werden sollten. Der spanische Kongress stimmte Mitte September zu.

Die Franco-Nachfahren halten das Vorgehen indes für "verfassungswidrig" und kündigten Widerstand an. Für den Fall einer erneuten Beerdigung fordern sie eine feierliche Zeremonie mit militärischen Ehren und verweisen auf eine entsprechende Regelung für verstorbene Staatsoberhäupter.

Laut einer Umfrage der Zeitung "El Mundo" befürworten etwa 41 Prozent der Spanier die vorgesehene Exhumierung; rund 39 Prozent sind dagegen. Zahlreiche rechtliche Hürden erschwerten bislang eine Verlegung des Grabes, das sich in der Sierra de Guadarrama befindet.

Gedenkstätte ließ Franco selbst errichten

Die Gedenkstätte, zu der auch die architektonisch eindrucksvolle Basilika mit Francos Grab gehört, ließ der Diktator selbst errichten. Er veranlasste den Bau des Monuments, um die "für Gott und Spanien" Gefallenen des Bürgerkriegs (1936-1939) beerdigen und ehren zu können.

In einer Gruft befinden sich die Gebeine Zehntausender Soldaten. Viele von ihnen wurden anonym bestattet. Doch längst nicht alle waren Franco-Anhänger. Unter den Toten sind auch Tausende republikanische Kriegsopfer. Viele ihrer Hinterbliebenen empfinden dies bis heute als Demütigung.


Quelle:
epd , KNA
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