"Papst Franziskus hat Klerikalismus in all seinen Formen als Ausdruck und Hauptursache von Störungen im Leben christlicher Gemeinschaften genannt", sagte Erzbischof Georges Pontier am Dienstag zu Beginn der Frühjahrsvollversammlung in Lourdes. Er sprach von einer "tiefen Lüge", die das Leben von Priestern prägen könne.
"Nicht rückwärts gehen"
Mit Blick auf die aktuelle Missbrauchskrise betonte der Erzbischof von Marseille: "Wir sind uns unserer Verantwortung gegenüber den Kindern und Jugendlichen, die die Kirche begrüßt, sowie gegenüber den Opfern bewusst." Man werde "nicht rückwärts gehen", versicherte er. Während ihres bis Freitag dauernden Zusammentreffens wollen die Bischöfe unter anderem über das Thema Missbrauch diskutieren.
"Dem gesamten Episkopat ist bewusst, dass wir eine besonders schwere Krise durchmachen", zitiert die Zeitung "La Croix" den Bischof von Grenoble, Guy de Kerimel. Die Kirche werde nicht mehr wie vorher sein.
Andere Bischöfe sprechen laut Angaben des Blattes von einem "Reinigungsprozess". Die Wahrheit müsse ans Licht kommen, so der Bischof von Evreux, Christian Nourrichard. "Wir erleben einen wichtigen Moment in der Geschichte der Kirche, wir dürfen ihn nicht verpassen", sagte er.
Gelbwesten, Bioethik, Künstliche Intelligenz
Doch wie schwer die Krise sei, dazu gingen die Einschätzungen auseinander, meint etwa der Weihbischof in Paris, Denis Jachiet. Laut dem Bischof von Viviers, Jean-Louis Balsa, unterscheidet sich das Bild der Kirche in den Medien von dem in den Gemeinden. Die Menschen, die über die Kirche in den Medien redeten, seien selten jene, die vor Ort in christlichen Gruppen aktiv seien.
Erzbischof Pontier machte auch auf die "tiefen, sogar gewalttätigen" Unruhen aufmerksam, die Frankreich derzeit beschäftigten. Er nannte dabei sowohl die Proteste der sogenannten Gelbwesten als auch die Debatte über eine Bioethik-Reform.
Zudem kündigte er an, dass die Versammlung über Fragen der Künstlichen Intelligenz beraten werde. Darüber hinaus ist eine Neuwahl des Bischofskonferenz-Vorsitzenden geplant.