"Viel Kritik kommt aus übersteigerten und enttäuschten Erwartungen, aus der Spannung zwischen Ideal und Realität", schreibt der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker in seinem am Wochenende veröffentlichten Fastenhirtenbrief.
Nicht wegen Anderen aus Kirche austreten
Viele Katholiken seien von den Reformbemühungen der Kirche seit den 1960er-Jahren enttäuscht. Andere sähen gerade in der Öffnung der vergangenen Jahrzehnte die Ursache für hohe Austrittszahlen und geringeres Glaubenswissen in der Gesellschaft.
Der Erzbischof bezeichnet die Kirche als eine von Gott zusammengerufene Gemeinschaft. Gott schenke den Menschen durch die Kirche seine Nähe, sein Wort und Sakrament. Wegen Personen, die eine andere Meinung vertreten, sollte sich niemand aus der Kirche verabschieden, fordert Becker. Der Fastenhirtenbrief soll in den Sonntagsgottesdiensten des Erzbistums verlesen werden.
Beratungen zu Macht, Sexualität und Rollenbildern
Nach intensivem Ringen hatten die deutschen Bischöfe im Frühjahr 2019 einen verbindlichen Synodalen Weg beschlossen. Unter Mitarbeit von Laien und Experten wollen sie ihre Positionen zu den Themen Macht, Sexualmoral, Lebensform der Priester und die Rolle von Frauen klären. Wegen des Missbrauchsskandals waren Rufe nach Reformen lauter geworden.