Im "Gebet für Frankreich", das seit 1638 am Hochfest Mariä Himmelfahrt abgehalten wird, verurteilte der Direktor der französische Nationalwallfahrt am Samstag vor den in Lourdes versammelten Pilgern den Kurs der Regierung. Die Politik wandle auf "gefährlichen Pfaden" und lasse den "Respekt vor dem Leben" vermissen, so Vincent Cabanac.
Ähnlich äußerte sich der Erzbischof von Paris bei einem Gottesdienst in der Basilika Sacre-Coeur in Frankreichs Hauptstadt. Wörtlich sagte Michel Aupetit, der auch Mediziner ist: "In diesen Tagen, in denen die Menschen glauben, sie seien befugt, Embryonen zu zerstören oder sie für gewagte Experimente zu manipulieren, ist es an der Zeit, sich daran zu erinnern, dass unser Leben, unsere Berufung im Schoß unserer Mutter beginnt, dass dieses Leben niemandem gehört, nicht einmal derjenigen, die es in ihrem Leib trägt."
Kritik an kürzlich verabschiedetem Gesetz
Die Kritik der Kirche richtet sich unter anderem gegen ein Anfang des Monats vom Parlament verabschiedetes Gesetz. Es sieht vor, die künstliche Befruchtung auch für lesbische Paare und alleinstehende Frauen zu öffnen.
Sowohl die 147. Auflage der französischen Nationalwallfahrt in Lourdes, die noch bis Montag andauert, als auch der Gottesdienst auf dem Montmartre-Hügel in Paris fanden unter coronabedingten Einschränkungen statt. Lourdes gehört zu den berühmtesten Wallfahrtsorten der Welt. In dem Städtchen am Fuß der Pyrenäen soll 1858 dem damals 14-jährigen Hirtenmädchen Bernadette Soubirous (1844-1879) insgesamt 18 mal Maria erschienen sein.
Prominenter Gast in Lourdes war Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, der mit rund 5.000 Teilnehmern am Samstagvormittag eine Messe feierte, in der auch der Gründung der Assumptionisten vor 175 Jahren gedacht wurde. Der Orden gehört zu den Mitorganisatoren der Nationalwallfahrt.
Kardinalstaatssekretär: Vorerst kein Papstbesuch in Frankreich
Im Anschluss an den Gottesdienst erteilte die "Nummer Zwei" des Vatikan Spekulationen um einen baldigen Besuch von Papst Franziskus in Frankreich eine Absage. Eine solche Visite stehe derzeit nicht auf der Agenda des katholischen Kirchenoberhaupts. Eine mögliche Teilnahme von Franziskus am Friedensforum in Paris im Herbst dürfte damit vom Tisch sein.
Bei der hochrangig besetzten Konferenz wollen Vertreter aus Politik und Gesellschaft vom 11. bis 13. November und damit kurz nach den Präsidentschaftswahlen in den USA unter anderem über die Folgen der Corona-Pandemie sprechen.
Einladungen an den Papst zu einem Frankreich-Besuch hatte es auch nach dem Brand der Pariser Kathedrale Notre-Dame im vergangenen Jahr gegeben. Nach den Worten Parolins ist es nicht ausgeschlossen, dass es hierzu noch eine Antwort des Papstes geben wird. Gegenüber der französischen Zeitung "La Croix" fügte der Kardinalstaatssekretär hinzu: "Man darf und man sollte auf einen Besuch des Papstes in Frankreich hoffen."