Expertin gibt Rat für Friedhofsbesuche trotz Corona

"Gräber selber segnen"

Im November gelten neue Corona-Regeln. Ist es trotzdem verantwortbar an Allerheiligen oder Allerseelen auf den Friedhof zu gehen? Und was ist mit der Gräbersegnung? Eva-Maria Will, Referentin für Trauerpastoral im Erzbistum Köln, weiß Rat.

Allerheiligen auf dem Friedhof / © Beatrice Tomasetti (DR)
Allerheiligen auf dem Friedhof / © Beatrice Tomasetti ( DR )

DOMRADIO.DE: Müssen sich die Menschen für den Friedhofsbesuch einen Termin geben lassen?

Eva-Maria Will (Referentin für Trauerpastoral und Bestattungskultur im Erzbistum Köln): Nein, so ist es bei uns nicht. Bei uns ist es so, dass die Gedenkfeiern und die Gräbersegnungen unter die Versammlungen zur Religionsausübung im Sinne des Paragraphen 3 der Corona-Schutzverordnung gehören. Und auf dieser grundrechtlich geschützten Basis können wir als Kirche unser Konzept selber regeln. Und das bedeutet, dass wir dafür sorgen, dass die Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden, also dass etwa die Mindestabstände eingehalten und eine Mund-Nasen-Maske getragen werden muss.

Für Allerheiligen gibt es rein rechtlich gesehen keine spezielle Beschränkung oder Regelung. Weil die Feier im Freien stattfindet, gibt es also keine Beschränkung der Teilnehmerzahl. Aber natürlich müssen wir den Ernst der Lage erkennen und größte Sorgfalt üben.

Die Gräbersegnung findet ja auf dem Friedhof statt, also an der frischen Luft. Dadurch ist die Ansteckungsgefahr natürlich noch mal geringer, als in geschlossenen Räumen. Deswegen entfällt auch das Gebot der einfachen Rückverfolgbarkeit. Aber es gibt natürlich auch kleine Friedhöfe, wo es schwierig ist diese Abstände einzuhalten. Und dort ist zum Beispiel die zentrale Gräbersegnung abgesagt worden, und es wird auch nicht zu jedem einzelnen Grab gegangen.

DOMRADIO.DE:  Es finden keine öffentlichen Gräbersegnungen statt?

Will: Das ist ganz unterschiedlich. Da sollte man sich wirklich dann auch im Pfarrbrief oder im Schaukasten oder auf der jeweiligen Internetseite von der Pfarrei erkundigen. Es gibt da keine einheitliche Regelung, sondern das liegt dann wirklich im Ermessen. Ich sagte ja, es gibt große Friedhöfe, wie der Melaten-Friedhof in Köln oder in Düsseldorf oder Bonn. Da sieht das natürlich anders aus als auf einem kleinen Friedhof. Da sind andere Dinge erforderlich.

DOMRADIO.DE: Was können wir denn selber tun, wenn wir auf die Gräbersegnung nicht verzichten wollen?

Will: Gerade in diesem Jahr, in Corona-Zeiten, haben vielleicht auch mehr Menschen das Bedürfnis, das Grab aufzusuchen, weil sie zum Beispiel bei der Beerdigung von ihrem Verstorbenen gar nicht dabei waren und nicht Abschied nehmen konnten.

Deshalb möchten wir die Friedhofsbesucher auch ermutigen, selbst im kleinsten Kreise eine Gedenkfeier zu halten, als Ausdruck der liebenden Erinnerung und Verbundenheit mit unseren Toten. Wir möchten auch alle ermutigen, denen dieser christliche Brauch wichtig ist, das Grab selbst mit Weihwasser zu segnen. Denn jeder Getaufte darf ja selbst segnen. Manch einer segnet zu Hause vielleicht noch das Brot vor dem Anschneiden. Eltern segnen ihre Kinder.

Manch einer hat jetzt kein Weihwasser zur Verfügung. Dann kann ich aber einfach mit der Hand ein Kreuz über das Grab zeichnen. Das ist ja ein sehr sinnfälliges Ritual, und das entspricht ja auch altem Brauchtum. Ich kann mich erinnern, dass wir früher mit einem Buchsbaumzweig, mit einem grünen Zweig, den wir in Weihwasser getaucht haben, selbst das Grab unserer Verwandten, der Großmutter, gesegnet haben, als Hinweis auf ihre Taufe und ihren Glauben. Wir werden mit Jesus sterben, aber auch mit ihm leben. Darauf hoffen wir, und das haben wir früher nicht an Allerheiligen gemacht, aber zum Beispiel am Geburtstag oder am Todestag der Oma. Dann haben wir noch ein Vaterunser gesprochen oder ein anderes, passendes Gebet. Ich denke, es wäre sehr schade, wenn diese ausdrucksstarken Zeichen verloren gehen würden.

DOMRADIO.DE: Was raten Sie jetzt so grundsätzlich Friedhofsbesuchern?

Will: Wem das heute an Allerheiligen alles zu viel ist mit dem Friedhofsgang, der kann ja jetzt noch morgen an Allerseelen, dem Totengedenktag - oder überhaupt im Laufe der Woche - an das Grab gehen. Der November als sogenannter Trauermonat, der hat ja auch heute erst begonnen. Die Gedenktage jetzt - Allerheiligen, Allerseelen - sind ja auch nur ein Anlass. Unsere evangelischen Geschwister zum Beispiel haben ihren Gedenktag ja auch erst am Ende des Monats. Und wenn wir dann vielleicht an einem anderen Tag auf den Friedhof gehen, dann entschärft sich ja vielleicht auch die Lage auf den Friedhöfen.


Trauerexpertin Eva-Maria Will / © Beatrice Tomasetti (DR)
Trauerexpertin Eva-Maria Will / © Beatrice Tomasetti ( DR )
Quelle:
DR
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