Schon während des Zweiten Vatikanischen Konzils hatte der Papst 1964 Kontakt zum Patriarchen von Konstantinopel, dem Ehrenvorsitzenden der Orthodoxie, aufgenommen und rasch ausgebaut.
Aber das Verhältnis zur größten orthodoxen Kirche blieb schwierig, wurde um die Jahrtausendwende sogar frostig. Am 12. Februar 2016 - vor fünf Jahren - kam dann aber doch ganz plötzlich die Begegnung von Franziskus und Kyrill I. zustande.
Historischer Gipfel von vier Stunden Dauer
Im Flughafengebäude von Havanna begegneten sich die Kirchenführer aus dem "Ersten Rom" und dem "Dritten Rom", begrüßten sich herzlich und umarmten sich. Der Papst nannte den Patriarchen "Bruder" und bezeichnete die Begegnung als "Gottes Willen". Kyrill sagte, die Dinge seien nun einfacher. Anschließend unterzeichneten sie eine gemeinsame 30-Punkte-Erklärung, hielten kurze Ansprachen. Nach vier Stunden verabschiedeten sie sich. Der historische Gipfel war beendet.
Bei der Begegnung ging es weniger um strittige theologische und rechtliche Fragen, die den Dialog mit dem Moskauer Patriarchat so kompliziert machen. Im Mittelpunkt standen die großen Weltthemen: Frieden, Gerechtigkeit und Umweltschutz, aber auch die verzweifelte Lage der Christen im Nahen Osten.
In der gemeinsamen Erklärung betonten Patriarch und Papst: "Wir sind nicht Konkurrenten, sondern Geschwister". Sie warnten vor der Gefahr eines neuen Weltkriegs, riefen die Akteure in Nahost mit gutem Willen an den Verhandlungstisch und verlangten von der internationalen Gemeinschaft, dem Terrorismus ein Ende zu setzen. Die Kirchenführer sprachen sich für die Achtung der Religionsfreiheit aus, beklagten dabei auch einen aggressiven Säkularismus. Nach der Unterzeichnung bekräftigten sie den Wunsch nach Kooperation und Wiederherstellung der christlichen Einheit.
Moskau lehnt lange Zeit ein Treffen ab
Eine Verbesserung der Kirchenbeziehungen zu Russland stand schon länger auf der Vatikan-Agenda, spätestens seit mit Michail Gorbatschow im Dezember 1989 - drei Wochen nach dem Fall der Mauer - erstmals ein sowjetischer Parteichef den Papst besuchte und ihn sogar nach Moskau einlud. Pläne zu Gegenbesuchen scheiterten stets am "Njet" des Moskauer Patriarchats.
Mehrfach gab es Spekulationen um ein Treffen des Patriarchen mit dem Papst an neutralem Ort. Aber alle Projekte wurden im letzten Moment abgesagt. Die Zeit sei für ein solches Treffen noch nicht reif, lautete das Mantra aus Moskau. Zunächst müssten noch Grundprobleme aus dem Weg geräumt werden. Und dazu gehörten für die Russen die mit Rom unierten Ukrainer und der angebliche Proselytismus der Katholiken im orthodoxen Russland.
Dann aber kam der Durchbruch ganz plötzlich. Bald nach Amtsantritt von Franziskus 2013 sei die rote Ampel auf gelb gesprungen, sagte damals der vatikanische Ökumene-Minister Kardinal Kurt Koch.
Ausschlaggebend war die Antwort des Papstes bei einer fliegenden Pressekonferenz, er sei zu einem Treffen mit Kyrill I. "an jedem Ort zu jeder Zeit" bereit. Innerhalb von zwei Wochen sei die Ampel dann auf grün übergegangen, so Koch.
Ein geplanter Lateinamerika-Besuch des Patriarchen und die gleichzeitige Mexiko-Reise des Papstes boten einen Zwischenstopp für den Gipfel im "neutralen" Kuba an. Franziskus hatte dort bereits fünf Monate zuvor einen dreitägigen Pastoralbesuch absolviert. Der Vatikan hatte maßgeblichen Anteil an der jüngsten Annäherung zwischen den USA und Kuba.
Innerorthodoxer Konflikt belastet Ökumene
Das Gipfeltreffen von Havanna hat die Beziehungen zwischen dem Vatikan und der russischer Orthodoxie verbessert. Es gibt Begegnungen und einen kulturellen Austausch mit Ausstellungen und Konzerten. Bei Besuchsreisen lernen Gruppen von Jungpriestern das Leben und die Arbeit der anderen Kirche näher kennen. Am Jahrestag des Gipfels von Havanna sind seither Begegnungen hochrangiger Delegationen mit einem breiten Gesprächsprogramm angesetzt.
Freilich hat zuletzt der innerorthodoxe Konflikt zwischen Moskau und Konstantinopel um die Ukraine auch die Ökumene belastet. Moskau klinkte sich, wie etliche andere Kirchen, aus dem gemeinsamen katholisch-orthodoxen Theologen-Dialog aus. Aber die bilateralen Kontakt laufen unabhängig davon weiter.