Die beiden Krankenschwestern des staatlichen Krankenhauses in Faisalabad sollen demnach einen Wandkalender mit Koranversen in der Hand gehalten haben. Ein Mitarbeiter habe die beiden daraufhin des Missbrauchs von Koranversen beschuldigt, die nur für Muslime bestimmt seien. Die beiden Krankenschwestern seien vom Personal zu einem "Geständnis gezwungen und später verhaftet" worden.
"Christen in Not" übernimmt Verteidigungskosten
"Wenn schon ein Wandkalender mit Koranversen zur Blasphemieanklage wird, dann kann jeder Christ, der die Tageszeitung mit ihren Koranversen in der Hand hält, ebenfalls angezeigt werden", sagte der Generalsekretär der österreichischen CiN-Sektion, Elmar Kuhn. Derzeit bestehe auch die Gefahr von Lynchjustiz. Das Hilfswerk werde die Verteidigungskosten für die beiden Christinnen übernehmen.
Die Blasphemiebilanz 2020/21 des mehrheitlich sunnitisch-islamischen Pakistan ist zwiespältig. Im September 2020 wurde ein 37-jähriger Christ in Lahore wegen Blasphemie zum Tod verurteilt. Im Juli 2020 wurde ein wegen Blasphemie angeklagter muslimischer Pakistaner mit US-Staatsbürgerschaft im Gerichtssaal von einem fanatischen Muslim erschossen. Andererseits wurden im Herbst überraschend zwei wegen Blasphemie vor Gericht stehende Christen freigesprochen.
Im Februar 2021 wurde die seit langem erwartete Berufungsverhandlung eines zum Tode verurteilten christlichen Ehepaars ohne Anhörung verschoben. In dieser Woche wurde dann überraschend ein zu zehn Jahren Haft verurteilter 20-jähriger Christ bis zu seiner Berufungsverhandlung gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt.
Christen häufig verurteilt
Blasphemie gilt in Pakistan als Kapitalverbrechen, das mit dem Tode bestraft werden kann. Neben Muslimen werden häufig Christen Opfer des Blasphemiegesetzes. Prominentester Fall war die Katholikin Asia Bibi, deren Todesurteil nach fast neun Jahren in der Todeszelle im Januar 2019 durch das höchste Gericht Pakistans letztinstanzlich aufgehoben wurde. Im Mai 2019 konnte sie unter größter Geheimhaltung nach Kanada fliehen.