"Nach drei aufeinander folgenden Taifunen 2020 hatte Nordkorea Hilfe von internationalen Organisationen abgelehnt und sich über Schäden in der Landwirtschaft ausgeschwiegen", sagte der zuständige Landesdirektor der Welthungerhilfe, Andreas Oswald, am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Bonn.
Zudem kämen seit Monaten weniger Dünger, Saatgut und Maschinen ins Land, weil die Grenzen wegen der Corona-Pandemie dicht seien, so Oswald weiter. Schon für 2020 habe die Regierung rückläufige Erntezahlen veröffentlicht. "Daher kann vor der ersten Ernte im Frühsommer, wenn nicht genügend Reserven vorhanden sind, die Versorgungslage mit Lebensmitteln kritisch werden." Nachprüfen lasse sich das jedoch kaum, weil seit Monaten keine ausländischen Helfer ins Land kämen.
Schlechte Versorgung mit Lebensmitteln
Laut Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA räumte Machthaber Kim Jong Un zum Auftakt eines mehrtägigen Treffens des Zentralkomitees der herrschenden Arbeiterpartei in der Hauptstadt Pjöngjang eine schlechte Versorgung mit Lebensmitteln im Land ein. Gefragt seien nun "aktive Vorschläge für die Lösung dieses Problems", wie Nordkoreas Auslandssender "Stimme Koreas" meldet.
Bereits im April hatte Human Rights Watch gewarnt, dass Misswirtschaft und die Corona-Folgen die Menschenrechtslage in Nordkorea weiter verschlechtern könnten. Die Organisation wies darauf hin, dass Kim Jong Un das Land auf einen weiteren "beschwerlichen Marsch" eingestimmt habe. Das Schlagwort verweise auf die Propaganda, mit der die Machthaber in den 90er Jahren versuchten, eine schwere Hungersnot zu verharmlosen. Damals kamen Schätzungen zufolge zwischen mehreren hunderttausend und mehr als zwei Millionen Nordkoreaner ums Leben.