Karl Rahner (1904-1984) war einer der einflussreichsten Theologen des 20. Jahrhunderts und ein Kämpfer, der nie laut und aufdringlich in seiner Gottesleidenschaft, sondern sich eher scheu und immer nachdenklich im beharrlichen theologischen Ringen um das Gottesthema zeigte.
In seiner anthropologischen Wende der Gottesrede wollte er Theologie und Kirche in eine produktiv-kritische Auseinandersetzung mit dem Geist der Moderne führen, um so den Symptomen einer innerkirchlichen Verzweiflung an der Gottesbegabung des modernen Menschen entgegenzuwirken.
In Rahners "Schriften zur Theologie" regiert nicht einfach ein klassischer theologischer Themenkanon. Diese Theologie setzt sich durchaus dem Kanon von modernen Lebensfragen aus, nicht nur den vorsichtig ausgewählten, sondern den unbequemen, aufgedrängten. Er ließ sich von solchen Fragen bis zur Erschöpfung beanspruchen, weil er den Zweifelnden nicht unter dem Niveau ihrer Zweifel begegnen wollte.
Rahners Treue zum Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) leistete zur Theologie des Konzils einen kaum zu überschätzenden Beitrag und hielt ihm offensiv die Treue, denn er sah in diesem Konzil den "Anfang eines Anfangs". Karl Rahner steht bis heute für eine ebenso fundierte wie couragierte theologische Ausgestaltung dieses Anfangs. (DOMRADIO.DE)